Unterrichtseinheit 6. Kommunikationsfähigkeiten zum politischen Dialog

Lernziele:

Teilnehmende…

  • …erkennen, dass reden und hören nicht unbedingt so eindeutig sind, wie es zuweilen scheint. (Sie vertiefen das Verständnis über das Model der 4 Seiten einer Nachricht von Friedemann Schulz von Thun.)
  • …unterscheiden die Ebenen der Beobachtung, Beschreibung, Interpretation und Bewertung und machen sich diesen Unterschied an konkreten Beispielen bewusst.
  • …entwickeln Argumentationskompetenzen für ihre Positionen.
  • …lernen zu hören und zuzuhören.
  • …analysieren die Argumente anderer und formulieren Gegenargumente.

Benötigte Hilfsmittel und Zusatzmaterialien:

  • Flipcharts und Marker oder ähnliches Präsentationsmaterial
  • 4 verschiedene bunte Karten oder Zettel (am besten DIN A4 Größe)
  • leere Karten oder Zettel und Stifte
  • ein den Teilnehmenden möglichst wenig, besser gar nicht bekanntes Objekt
  • Platz, z.B. ein annähernd leerer Raum
  • Begriffskarten (für jeden und jede Teilnehmende eine)
  • Behauptungskarten (für jeden und jede Teilnehmende eine)

Zeitdauer: ungefähr 6 Stunden

Allgemeine Empfehlungen an den Moderator / Workshopleiter

Die nachfolgenden Übungen zielen darauf ab, die Kommunikationsfähigkeiten der Teilnehmenden zu entwickeln. Aktives Zuhören und Argumentieren befähigen zum Verständnis der Vielschichtigkeit von Aussagen und Gehörtem und machen sich dessen bewusst. Hierzu ist lediglich eine kleine Auswahl an Übungen aufgeführt, die allesamt auch getrennt voneinander durchführbar sind, daher sind die jeweiligen Reflexionsschritte direkt am Ende einer jeden Übung formuliert. Vertiefendes kann der einschlägigen Literatur und den aufgeführten Quellen entnommen werden.

Ablauf

Übung 1: 4 Seiten einer Nachricht

Schritt 1

Das 4-Seiten-Modell wird vorgestellt (siehe Quellen und Zusatzmaterialien) und mit einem Beispiel untermalt, das zeigt, dass ein und dieselbe Aussage unterschiedlich wahrgenommen werden kann – nach dem Modell Schulz von Thun auf den Ebenen:

  • Fakt (Sachebene = Welche Informationen man widergibt?)
  • Appell (Was man mit der Aussage erreicht?)
  • Selbstoffenbarung (Was man von sich selbst kundgibt?)
  • Beziehung (Was man über den anderen denkt oder in welcher Beziehung man zueinander steht?)

Schritt 1a

Ein klassisches Beispiel kann sein: Eine Frau sitzt am Steuer eines Autos, ein Mann sitzt daneben und sagt: „Schau, es ist grün.“ (Verschiedene Intonation ist möglich.):

  • Fakt – „Die Ampel zeigt an, dass man fahren darf.“
  • Appell – „Fahr doch!“
  • Selbstoffenbarung – „Ich habe es eilig und möchte möglichst bald ankommen.“
  • Beziehung – „Du bist zu langsam, ich hätte hier viel schneller reagiert.“

Dieses Beispiel lässt sich zur Auflockerung und zur besseren Veranschaulichung auch kurz (5-10 Minuten) durchspielen.

  1. Zwei Freiwillige setzen sich anschaulich vor die Gruppe auf eine Bank oder zwei Stühle. Sie sitzen sozusagen nebeneinander im Auto.
  2. Der Beifahrer oder die Beifahrerin nennt den Beispielsatz: „Schau, es ist grün.“
  3. Der Fahrer oder die Fahrerin reagiert entsprechend, je nachdem, wie sie die Aussage des Beifahrers oder der Beifahrerin verstanden hat.
  4. Das Publikum (die restlichen Teilnehmenden) wird kurz befragt, um welche Ebene des 4-Seiten-Modells es sich seiner Meinung nach handelt, auf der die Fahrerin oder der Fahrer die Ursprungsaussage womöglich verstanden hat, und warum.
  5. Anschließend wechseln die Darstellenden oder zumindest einer oder eine davon und die Situation wird ein paar Mal wiederholt und variiert (z.B. auch im Tonfall der Ursprungsaussage oder durch verschiedene Körperhaltung usw.), um die Unterschiedlichkeit zu veranschaulichen.

Alternativ kann die Leitung auch ein angepasstes Beispiel aus der Lebenswirklichkeit der Teilnehmenden entwickeln, was zu begrüßen wäre.

Schritt 2

Auf 4 verschieden bunten Karten (am besten DIN A4 Größe) werden die 4 Ebenen nach dem Modell von Schulz von Thun niedergeschrieben, eine Ebene groß und deutlich auf je einem Zettel. Die 4 Karten bzw. Zettel lassen sich ebenso bereits in der einführenden Vorstellung verwenden und stellen dann eine visuelle Verbindung zu dem eben Gehörten dar. Diese 4 Karten werden auf die gegenüberliegenden Wände in einem rechteckigen Raum in Augenhöhe (oder etwas höher) angebracht. Es entsteht eine Art Kompass.

Schritt 3

Die Leitung bittet alle Teilnehmenden sich zu erheben. Sollte der Raum nicht frei sein, sollte er z.B. von Stühlen freigeräumt werden, so dass man sich zwischen den 4 Karten frei bewegen kann. Die Teilnehmenden werden nun gebeten, sich derart aufzustellen, abhängig davon, wie sie die unten aufgeführten Aussagen verstehen – als Fakt auf der Sachebene, Appell, Selbstoffenbarung der Leitung oder Aussage über die Beziehung zwischen der Leitung, welche die Aussagen ausspricht, und den Teilnehmenden, die sie wahrnehmen. Sich dabei zwischen verschiedenen Ebenen zu positionieren ist selbstverständlich möglich.

Schritt 4

Die unten aufgeführten Aussagen werden der Reihe nach von einer Person (womöglich der Leitung) ausgesprochen. Dies kann an verschiedenen Stellen, mit unterschiedlicher Intonation, Körperhaltung o.ä. geschehen. Die Teilnehmenden stellen sich nach jeder Aussage entsprechen auf. Das sollte nach Möglichkeit schweigend und ohne Kommentare oder Zusatzerklärungen vonstattengehen. Zu streng sollte man damit allerdings nicht sein, da z.B. ein lauter Denkprozess der Teilnehmenden dabei helfen kann, ihre Wahrnehmung für andere verständlich zu machen.

Mögliche Aussagen:

  • Wir haben keine Zeit.
  • Ihr müsst wählen.
  • Ich bin müde.
  • Wir brauchen mehr Aktion!
  • Es hat keinen Sinn, das zu kritisieren.
  • Das ist zu unkonkret.
  • Ich bin dagegen.
  • Das muss weg.
  • Mir gefällt die derzeitige Führung.
  • Gibt es etwa eine Alternative?
  • Man müsste das selbst in die Hand nehmen.
  • Gibt es Fragen?
  • Wer hat noch eine Frage?
  • Ihr könnt jetzt Eure Fragen stellen!
  • Jetzt ist Zeit für Eure Fragen.

Die Aussagen können je nach Belieben angepasst, variiert und oder verändert bzw. ergänzt werden. Es empfiehlt sich, diese auf den jeweiligen Kontext der Bildungsveranstaltung auszurichten, um diese entsprechend kurzweilig zu gestalten.

Nach jeder Aussage kurz Zeit lassen, damit sich die Teilnehmenden aufstellen und umschauen können und auch andere und deren Verteilung im Raum wahrnehmen.

Auswertung

Nach jeder Aussage kann man den Teilnehmenden, oder zumindest einigen beispielhaft, die Möglichkeit geben, zu ihrer Position Stellung zu nehmen oder ihre Gedanken zu teilen, falls Bedarf besteht. Dies dient dazu, die verschiedenen Wahrnehmungsebenen auch für andere zu verdeutlichen und verständlicher zu machen.

Kam es bis zum Ende noch nicht zu dieser Erkenntnis sollte dann darauf hingewiesen werden, dass bei vielen Aussagen, obwohl sie ein und dieselbe Person an alle mehr oder weniger gleich gerichtet hat, verschiedene Personen diese offensichtlich unterschiedlich wahrgenommen haben.

  • Wie haben sich die Teilnehmenden gefühlt?
  • Was zeigt das?
  • Wofür ist das im realen Leben gut und was bedeutet es für unsere Kommunikation?

Übung 2: Fremdes Ding

Schritt 1

Ein den Teilnehmenden möglichst wenig, besser gar nicht bekanntes Objekt wird in den Raum gelegt, so dass jeder es sehen kann. Alternativ hält man es hoch oder gibt es einmal herum. Wichtig ist, dass alle es sehen können.

Schritt 2

Die Teilnehmenden werden gebeten auf leere Karten oder Zettel jeweils eine Antwort auf die Frage zu schreiben:

  • Was seht ihr?

Schritt 3

Die Teilnehmenden schreiben individuell auf eine Karte je eine Antwort. Sie bekommen so viele Zettel, wie sie benötigen.

Schritt 4

Die Karten bzw. Zettel werden von der Leitung eine nach der anderen eingesammelt und einzeln jeweils allen vorgestellt. Dazu nimmt die Leitung am besten die entsprechende Karte von der oder dem Teilnehmenden entgegen und stellt sich damit in der Hand so vor die Gruppe, dass alle die formulierte Antwort lesen können. Gemeinsam sollen die Teilnehmenden dann zu jeder Karte ausmachen, ob das darauf Geschriebene eine Beschreibung, eine Interpretation oder eine Bewertung ist. Die Leitung moderiert diesen Prozess. Die Zettel werden den entsprechenden Kategorien zugeordnet und z.B. an eine Wand in 3 Spalten mit den entsprechenden Überschriften sichtbar angebracht. Wenn man nicht besonders tiefgründig diskutiert, lässt sich diese Übung je nach Gruppengröße in 20 bis 30 Minuten durchführen. Entsprechende Tiefe verlängert diesen Prozess natürlich.

Auswertung

Frage der Leitung:

Wenn sich die Teilnehmenden die Verteilung der Antworten auf die 3 Kategorien Beschreibung, Interpretation, Bewertung anschauen, zu welchem Schluss kommen sie dann, wenn sie sich in Erinnerung rufen, dass die ursprüngliche Frage lautete…!?

Hier macht es Sinn, die Ursprungsfrage nicht zu wiederholen sondern den Satz so unvollendet in den Raum zu stellen, um zu horchen, welche Ursprungsfrage bei den Teilnehmenden in Erinnerung geblieben ist. Die Ausgangsfrage sollte daher bei dieser Übung anfangs möglichst nicht visualisiert dennoch aber gern mehrmals unverändert wiederholt werden.

Häufig tritt eine schwerpunktmäßige Verteilung Richtung Interpretation oder gar Bewertung auf.

  • Was war mit der Ursprungsfrage eigentlich für eine Art Antwort erwartet worden? (Wurde nicht ursprünglich nur nach einer Beobachtung gefragt?)
  • Was zeigt das Ergebnis?
  • Wofür ist das im realen Leben gut und was bedeutet es für unsere Kommunikation?

Übung 3: Oxford-Debatte

Vorbereitung

Zur Vorbereitung auf eine Debatte wird neben den bereits genannten Übungen eine Reihe von kleinen, nachfolgend beschriebenen Etüden empfohlen. Diese lassen sich auch davon unabhängig als Training in einem anderen thematischen Kontext durchführen. Sie bauen aufeinander auf und sollten daher in der beschriebenen Reihenfolge angeboten werden.

Etüde 1: Erläuterung

Die Teilnehmenden ziehen aus einer Ansammlung von Begriffskarten jeweils eine Karte verdeckt und legen sie vor sich ab, ohne sie anzuschauen. Der oder die erste Teilnehmende nimmt die eigene Karte auf, liest den darauf benannten Begriff und hat nun Zeit, während er oder sie z.B. von ihrem Stuhl aufsteht, sich zu überlegen, was man über den Begriff sagen kann. Stehend erläutert er oder sie den anderen Teilnehmenden dann innerhalb 1 Minute jenen Begriff. Anschließend nimmt der oder die nächste die eigene Karte auf und hat ebenso Zeit, während er oder sie aufsteht, sich zu überlegen, was man über den neuen Begriff sagen kann. Stehend erläutert er oder sie den anderen Teilnehmenden dann innerhalb 1 Minute diesen Begriff - und so fort. Teilnehmende sollten ihre Karte nicht aufnehmen, bevor sie an der Reihe sind.

Als Begriffe lässt sich alles Mögliche verwenden, je nach Interessengebiet. Sinnvoll ist es, damit Bezug zur Bildungsveranstaltung zu nehmen, mit Begriffen wie zum Beispiel rund um Wahlen:

Abgebordnete, Auszählung, Beobachter, Delegierte, Ergebnis, Fraktion, Hochrechnung, Kandidatin, Koalition, Listenplatz, Mandat, Medien, Opposition, Parlament, Partei, Plakat, Präsidium, Prognose, Programm, Regierung, Sitzverteilung, Stimme, Urne, Vertreter, Wahlbeteiligung…

Etüde 2: Argumentation

Die Teilnehmenden ziehen aus einer Ansammlung von Behauptungskarten jeweils eine Karte und denken 5 Minuten über Argumente und eine mögliche Argumentationskette zur gezogenen Behauptung nach. Anschließend treten die Teilnehmenden nacheinander vor der gesamten Gruppe auf und versuchen innerhalb von 2 Minuten mit Nachdruck so gut wie möglich zu argumentieren, warum die ihnen vorliegende Behauptung richtig ist.

Als Behauptungen lässt sich ebenso alles Mögliche verwenden, je nach Interessengebiet. Sinnvoll ist es auch hier, damit Bezug auf die Bildungsveranstaltung zu nehmen. Zur Auflockerung der Atmosphäre bieten sich alternativ auch absurde Beispiele an, welche die Teilnehmenden vorher selber frei auf je einer Karte formuliert haben.

Etüde 3: Paraphrasieren

Die Teilnehmenden kommen in Dreiergruppen zusammen. Eine oder einer von ihnen legt innerhalb von 2 Minuten seine bzw. ihre Argumente zu einer beliebigen Frage dar. Der oder die zweite hört aufmerksam zu, paraphrasiert die gehörten Argumente beginnend mit den Worten „Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann…“ und versucht im Anschluss die Behauptungen zu widerlegen. Der oder die dritte im Bunde beobachtet und bewertet die Qualität der Paraphrasierung und die Logik der Gegenargumente. Anschließend wechseln die Teilnehmenden die Rollen und wenden sich je nach Wunsch ebenso einer anderen Frage zu.

Als Fragen lässt sich genauso alles Mögliche verwenden, je nach Interessengebiet. Sinnvoll ist es dann wieder, damit Bezug auf die Bildungsveranstaltung zu nehmen, zum Beispiel:

  • Müssen Wahlen geheim sein?
  • Sollten Kandidatinnen ihre Einkommensverhältnisse vor Wahlen offen legen?
  • Braucht es eine Regulierung von Wahlwerbung in Medien?
  • Ist eine Hürde, zum Beispiel von 5%, zum Einzug einer Partei ins Parlament notwendig?

Etüde 4: Inhalt

Zur inhaltlichen Vorbereitung auf eine Debatte wird die Recherche in der einschlägigen Literatur empfohlen, sei es online oder offline. Die Art und der Ort einer Recherche hängen sicherlich immer mit dem Interessengebiet und den Möglichkeiten zusammen. Für die Vorbereitung auf Wahlen empfiehlt sich zum Beispiel die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Programmen der antretenden Kandidatinnen und Kandidaten bzw. Parteien. Siehe hierzu auch die Bildungseinheit „Übung 5. Analyse von Wahlprogrammen“ auf Seite 32.

Etüde 5: Methode

Zur Methodischen Vorbereitung auf eine Debatte lässt sich die Bildungseinheit „Übung 4. Grundsätze des Wahlrechts“ von Seite 28 heranziehen. Daraus vor allem die Übung „Gesetzesinitiativen debattieren“, wodurch man in Kurzform ein Gefühl dafür bekommt, was eine ausführlichere Debatte ausmacht.

Debatte

Schritt 1

Die Teilnehmenden kommen in Kleingruppen zu 4 Personen zusammen.

Schritt 2

Aus der Vorbereitung auf die Debatte und aus der Bildungsveranstaltung allgemein wählen die Teilnehmenden pro Kleingruppe ein Thema aus, über das sie gern debattieren möchten. Diesem Thema sollte eine passende Behauptung, eine sogenannte These entnehmbar sein.

Zum Thema Wahlen und der inhaltlichen Vorbereitung hierzu könnten das Aussagen aus den Programmen der Kandidatinnen und Kandidaten bzw. Parteien sein, zum Beispiel:

  • Bildung darf nichts kosten.
  • Der Staat greift viel zu häufig in wirtschaftliche Prozesse ein.
  • Eltern sollen für ihre Erziehungszeiten eine Rentenerhöhung bekommen.
  • Die Welt wird nur sicherer werden, wenn wir international nicht weniger, sondern enger zusammenarbeiten.
  • Das Gesundheitssystem soll als Teil des Sozialstaates öffentlich organisiert werden.
  • Sozial ist, was Arbeit schafft.

Schritt 3

Aus den ausgewählten Themen der Kleingruppen werden 2 bis 3 Themen bestimmt, über die anschließend debattiert wird (Anzahl der bestimmten Themen ergibt sich je nachdem, wie viele Debatten man thematisch, zeitlich oder auf Grund der Anzahl der Teilnehmenden führen möchte). Zu jedem bestimmten Thema nimmt eine Kleingruppe eine befürwortende, eine andere Kleingruppe eine ablehnende Haltung ein. Jede Kleingruppe legt sich dementsprechend fest.

Beim Beispielthema Wahlen bietet es sich an, dass sich die Kleingruppen auf jeweils eventuell unterschiedliche Positionen aus den Programmen der Kandidatinnen und Kandidaten bzw. Parteien beziehen und deren entsprechende Haltung annehmen. Die Teilnehmenden einer Kleingruppe verhalten sich und argumentieren sozusagen aus der Sicht einer der zur Wahl antretenden Kandidatinnen oder Kandidaten bzw. Parteien.

Schritt 4

Innerhalb von 20 Minuten bereiten alle Kleingruppen ihre Argumente zu den zu debattierenden Themen vor und tauschen sich untereinander entsprechend aus.

Schritt 5

Es wird das zuerst zu debattierende Thema genannt. Die Teilnehmenden zweier Kleingruppen gegensätzlicher Haltung zu diesem Thema treten zu einer Debatte an, setzen sich zum Beispiel zu zwei Seiten eines Pultes. Alle anderen Teilnehmenden beobachten die geplante Debatte beispielsweise als Publikum vor dem Pult sitzend.

Schritt 6

Die Rednerinnen und Redner der beiden Kleingruppen mit je einer befürwortenden und einer ablehnenden Haltung treten in unten genannter Reihenfolge auf (siehe Tabelle 1) und haben jeder und jede 2 Minuten Zeit, ihre Argumente darzustellen. Die Leitung achtet dabei auf die Einhaltung der Rednerinnen- bzw. Rednerliste und der Zeit und bricht die Reden entsprechend ab. Hierbei empfiehlt es sich, je nach Atmosphäre, Thema und Rednerin oder Redner, nicht zu rigoros vorzugehen und z.B. anzuzeigen, wenn nur noch 30 Sekunden Zeit verbleiben oder die gesamte laufende Zeit für alle sichtbar zu machen (mit einer Sanduhr, Eieruhr o.ä.). Je nach Erfahrung und Gruppengrüße können die Redezeiten auch entsprechend angepasst werden, über 5 Minuten je redende Person sollten sie aber erfahrungsgemäß nicht hinausgehen.

Tabelle 1

Reihenfolge

aus Kleingruppe mit befürwortender Haltung

aus Kleingruppe mit ablehnender Haltung

Person 1 nennt die These und Haltung expliziert und leitet die entsprechende Argumentation ein

Person 2 paraphrasiert das Genannte von Person 1 und geht darauf mit Gegenargumenten ein

Person 3 paraphrasiert ebenfalls und geht auf das Vorgenannte von Person 1 bis 2 ein

Person 4 paraphrasiert ebenfalls und geht auf das Vorgenannte von Person 1 bis 3 ein

Person 5 paraphrasiert ebenfalls und geht auf das Vorgenannte von Person 1 bis 4 ein

Person 6 paraphrasiert ebenfalls und geht auf das Vorgenannte von Person 1 bis 5 ein

Person 7 paraphrasiert ebenfalls und geht auf das Vorgenannte von Person 1 bis 6 ein

Person 8 paraphrasiert ebenfalls und geht auf das Vorgenannte aller Personen ein, sie fasst die Argumentation abschließend zusammen

Schritt 7

Die beobachtenden Teilnehmenden hören aufmerksam zu und bestimmen am Ende der Debatte, welche Argumentationskette sie überzeugender fanden. Dies lässt sich beispielsweise mit der einfachen Frage der Leitung an die Teilnehmenden realisieren, wer nach der erlebten Debatte der dort genannten These zustimmt und wer diese ablehnt. Zum Stimmungsbild heben die Teilnehmenden entsprechende die Hand. Interessant kann dabei auch sein, zu schauen, wer sich nicht entscheiden kann, sich also enthält, oder auch bereits vor der Debatte generell schon einmal im Publikum per Handzeichen nachzufragen, wer sich persönlich wie zur genannten These verhält.

Auswertung

Durch folgende Fragen der Leitung lässt sich mit den Teilnehmenden gemeinsam auswerten, welche Erfahrungen sie aus der Debatte mitnehmen:

  • Wie fühlen sich die Teilnehmenden und warum?
  • Was haben die Teilnehmenden gelernt?
  • Wo lassen sich die praktizierten Kompetenzen anwenden?

Am Beispiel des Themas Wahlen:

  • In wie weit haben den Teilnehmenden die Debatten dabei geholfen, die Argumente und Fakten aus den Programmen der Kandidatinnen und Kandidaten bzw. Parteien zu verstehen?
  • Wissen die Teilnehmenden nach der Debatte, für wen sie stimmen würden?
  • Wenn ja, sind die Teilnehmenden sich in ihrer Wahl sicher?
  • Hat sich das im Laufe der Übung verändert?

 

Quellenverzeichnis
  1. Wikipedia: 4-Seiten-Modell – https://de.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell
  2. Wikipedia: Gewaltfreie Kommunikation – https://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation
  3. Videobeispiel für Gewaltfreie Kommunikation zwischen Eltern und Kindern – https://www.youtube.com/watch?v=IQO7h9MNCqI
  4. Videobeispiel für Gewaltfreie Kommunikation zwischen Freunden/Partnern – https://www.youtube.com/watch?v=8ltr_JUkXiA
  5. Buch „Тренер-группа-семинар: другой путь образования молодёжи“, MitOst-Editionen 21, ISBN 978-3-9812411-2-9, Berlin 2009 (http://mitost.org/editions/trenergrupaseminar.html)

Zusammengestellt und bearbeitet von: Tino Rasche

Anlage

Friedemann Schulz von Thun: 4 Seiten einer Nachricht

 

Methodenhandbuch

„Mehr bewegen!“

Förderung bürgerschaftlichen Engagements von

Kindern und Jugendlichen in Osteuropa

 

Übersetzung aus dem Russischen: ECHOO - Konferenzdolmetschen