Lernziele:
Benötigte Hilfsmittel und Zusatzmaterialien:
Ablauf
Phase I. Einführung
Gegenwärtig achten die Menschen beim Kauf oder Verkauf von Waren und Dienstleistungen immer häufiger auf moralische und politische Aspekte. Sie haben bestimmt schon von diversen Aufrufen gehört, nur einheimische Produkte zu kaufen, keine Waren zu erwerben, die in bestimmten Ländern oder durch Sklavenarbeit hergestellt wurden, sowie Waren von Unternehmen zu boykottieren, die echte Pelze oder echtes Leder verwenden, Kosmetika an Tieren testen usw. Mitunter gibt es auch Aufrufe, keine Waren und Dienstleistungen von Unternehmen zu kaufen, deren Besitzer oder Topmanager in Skandalen verstrickt sind… Die Liste ist lang. Fordern Sie die Schüler auf, im Rahmen eines Brainstormings Beispiele von Kampagnen zu nennen, die aus moralischen oder politischen Gründen zum Kauf oder zum Boykott von Waren und Dienstleistungen aufforderten.
Nennen Sie den Schülern nach dem Brainstorming Beispiele von Unternehmen, die sich selbst zu verschiedenen Werten bekennen. Coca-Cola zum Beispiel unterstützt bei den US-Wahlen traditionell die Republikanische Partei und deren Kandidaten, Pepsi-Cola dagegen hält zur Konkurrenz aus der Demokratischen Partei. Nike dreht virale Webvideos, die die Idee des Feminismus bewerben. Bekannter noch sind Fälle, in denen Menschen den Kauf bestimmter Waren und Dienstleistungen boykottieren. Hugo Boss hatte die Uniformen für die Wehrmacht genäht, Nestle „fixte“ Afrikas Säuglinge mit seiner Milch an, sodass die Babys die Aufnahme nahrhafter Muttermilch verweigerten. Manche Friseursalons lehnen es grundsätzlich ab, Frauen zu bedienen. Der kreative Direktor von Euroset erklärte, dass Schwule „bei lebendigem Leibe verbrannt werden“ sollten. Die Welt bietet unzählige Gründe für einen Boykott.
Phase II. Bearbeitung der Fallbeispiele
Teilen Sie die Schüler in Gruppen zu je 4 bis 5 Teilnehmern ein und verteilen Sie an die Hälfte der Gruppen das Fallbeispiel 1, an die andere Hälfte das Fallbeispiel 2. Geben Sie den Schülern 10 Minuten Zeit, um sich in die Fallbeispiele einzuarbeiten und die dazugehörigen Fragen zu beantworten.
Nach 10 Minuten fordern Sie die Schüler auf, die Ergebnisse ihrer Diskussion zusammenzufassen und den anderen Gruppen vorzustellen. Lassen Sie die einzelnen Fragen des Fallbeispiels ruhig von verschiedenen Schülern, die diesen Fall bearbeitet haben, beantworten. Wenn sich ein Schüler aus einer anderen Gruppe zu der einen oder anderen Frage äußern möchte, sollten Sie ihm Gelegenheit dazu geben.
Phase III. Auswertung
Fragen Sie die Schüler am Ende der Übung, ob sie noch Fragen haben oder ob sie auf ein moralisches Problem gestoßen sind, für das sie während der Übung keine Antwort erhielten. Vielleicht haben sich die Schüler ja im Laufe der Übung an Fälle erinnert, die sie selbst sehr strittig finden und die zum Thema der Übung passen. Bitten Sie die Schüler, die sich zu Wort melden, jeweils nur eine Frage bzw. ein moralisches Problem aufzugreifen und dieses weder zu kommentieren noch aufzulösen.
Materialien zum Verteilen an die Schüler
Nikolaj Gorelyj, Organisator des populärwissenschaftlichen Festivals GeekPicnic, kündigte an, dass Egor Prosvirnin, Gründer der Webseite Sputnik und Pogrom und Nationalist, auf dem Festival als Redner auftreten wird. Die Organisatoren erklärten die Einladung Prosvirnins damit, dass er sein erfolgreiches Medienprojekt vorstellen solle, denn Sputnik und Pogrom sei „der einzige unabhängige gesellschaftspolitische Verlag, der sich ausschließlich durch Abonnements finanziert.“ Gorelyj fügte hinzu, dass der Verlag durch „Crowdfunding“ nicht nur Gelder für die Gestaltung seiner Webseiteninhalte, sondern auch für die Entwicklung einer nationalistischen Organisation einnimmt, was er für einen handfesten Erfolg von Sputnik und Pogrom hält. Einige der eingeladenen Referenten und potenziellen Festivalteilnehmer zeigten sich darüber empört. Die Wissenschaftsjournalistin Asya Kazantseva, die das Festival eröffnen sollte, lehnte es ab, gemeinsam mit einer Person an einer Veranstaltung teilzunehmen, die nationalistische Ansichten vertritt und nationalistische Organisationen finanziert, und sagte ihre Teilnahme ab.
Noch bevor die Nachricht veröffentlicht wurde, dass Prosvirnin nicht auftreten werde, protestierten einige Internet-Nutzer gegen den Druck, der auf ihn ausgeübt wurde. Zudem wurde den Organisatoren mangelnder „Meinungspluralismus“ vorgeworfen.
Evgeniya Gorodnicheva, PR-Expertin der Geek Picnic, erklärte daraufhin, dass das Festival noch nie eine politische Ausrichtung gehabt hätte und diese auch in Zukunft nicht haben wird. Als Referenten, so die Expertin, werden „Personen eingeladen, die in ihrem Bereich Großes geleistet haben“, unabhängig von ihren politischen Überzeugungen.
Fragen für die Diskussion
Tierversuche werden weltweit mit vier Zielen durchgeführt:
Auf der Webseite des russischen Tierschutzzentrums VITA ist folgende Aussage zu finden: „Von allen genannten Bereichen, in denen Tiere zu Versuchszwecken eingesetzt werden, ist die Erprobung von Kosmetika an Tieren der Bereich, bei dem die Menschheit sich mitnichten damit herausreden kann, dass diese Forschungen für die Erhaltung des Lebens und der Gesundheit der Menschen notwendig sei, denn hier fallen die Tiere ausschließlich der Eitelkeit der Menschen zum Opfer. Aus diesem Grund konzentrierte sich die Suche nach Alternativen vor allem auf das Gebiet der Kosmetik, obwohl es heute schon in allen Bereichen alternative Testmodelle gibt…“
2002 verbot England als weltweit erstes Land Tierversuche für die Erprobung der Verträglichkeit von Kosmetika für den Menschen.
2009 erließ die Europäische Union ein analoges Verbot.
2013 verbot der Europarat den Handel mit Kosmetika, die an Tieren erprobt wurden.
In den meisten Ländern jedoch (so auch in Russland) werden Kosmetika weiterhin in Tierversuchen getestet. In einer ganzen Reihe von Ländern ist die Pflicht zur Erprobung der Kosmetika sogar gesetzlich verankert. Eine solche Pflichterprobung verschiedener Kosmetika an Tieren besteht zum Beispiel in China. Da der chinesische Markt riesig ist, sind viele Markenfirmen bestrebt, ihre Waren dort zu verkaufen. Damit müssen sie einer entsprechenden Erprobung zustimmen, auch wenn sie diese bei der Herstellung nicht durchführen.
Das Unternehmen Avon ist stolz darauf, dass es der erste multinationale Kosmetikkonzern war, der auf Tierversuche verzichtete. Doch nachdem das Unternehmen über zwei Jahrzehnte hinweg beharrlich und lautstark Werbung für seine Politik des Verzichts auf Tierversuche gemacht hatte, kam es zu einem Skandal: Der Erklärung auf der Webseite der Kampagne konnte man entnehmen, dass Avon in einigen Fällen seine Produkte sehr wohl an Tieren erprobte. Das Unternehmen gab dazu folgende Stellungnahme ab:
„Der Respekt vor dem Wohl des Tieres ist Eckpfeiler der Sicherheitsphilosophie von Avon… Wir führen gegenwärtig keine Tierversuche durch, sondern prüfen die Verträglichkeit unserer Kosmetika mithilfe von Techniken, bei denen keine Tiere zum Einsatz kommen.
Leider fordern manche Staaten zusätzliche Sicherheitstests, die auch Tierversuche umfassen können. Gemeinsam mit anderen Partnerorganisationen setzt sich Avon dafür ein, dass die jeweiligen Regierungen alternative, tierversuchsfreie Erprobungsmethoden akzeptieren. Wenn kein Kompromiss erzielt werden kann, müssen wir die Erprobung gemäß der nationalen Gesetzgebung des jeweiligen Landes durchführen. Tierversuche sind ein Problem, mit dem alle Kosmetikkonzerne weltweit konfrontiert sind.“
Als Antwort auf diese Einstellung des Konzerns erklärten ihm einige Kunden den Boykott.
Fragen für die Diskussion