Lernziele:
Benötigte Hilfsmittel und Zusatzmaterialien:
Zeitdauer: 45 Minuten.
Allgemeine Empfehlungen an den Moderator / Workshopleiter
Begrifflichkeiten
Interessenvertretung bezeichnet eine Handlung, die Änderungen in der Politik, der Gesetzgebung und der gesellschaftlichen Praxis herbeiführt und in der Folge nützliche Veränderungen für eine bestimmte soziale Gruppe bewirken soll. Interessenvertretungen können von Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen wahrgenommen werden.
Das englische advocacy umfasst alle Handlungen, die dazu dienen, die Rechte und Interessen einer bestimmten sozialen Gruppe zu vertreten und zu schützen.
Die russische Sprache kennt bisher für diesen englischen Terminus kein gleichwertiges Äquivalent, mehrere Begriffe können verwendet werden, um sich seinem Inhalt anzunähern.
Oft wird Interessenvertretung fälschlicherweise mit Begriffen wie Rechtsschutz, Lobbyismus, PR-Kampagne und Ähnlichem gleichgesetzt. Auch hat das englische advocacy nichts mit einem Advokaten gemein.
Ablauf
Phase I. Herausforderung (Provokation)
Führen Sie die Teilnehmer in das Thema und die Lernziele ein. Fordern Sie sie nach der Brainstorming-Methode auf, Beispiele, die ihrer Meinung nach Interessenvertretungen darstellen, aufzuzählen. Notieren Sie alle Antworten an der Tafel (oder dem Flipchart). Wir kommen später bei der Übungsauswertung auf diese Notizen zurück. Stellen Sie kurz die verschiedenen Formen von Interessenvertretungen vor und definieren Sie den Begriff. Schreiben Sie die Begriffsdefinition an die Tafel. Sie können hier ebenfalls eine im Vorfeld erstellte Definition verwenden.
Phase II. Wissensvermittlung
Teilen Sie die Teilnehmer in kleine Gruppen (4-6 Teilnehmer) ein und übergeben Sie jeder Gruppe ein Fallbeispiel. Aufgabe der Teilnehmer ist es, den Fall mit eigenen Mitteln zu lösen.
Sie können die Teilnehmer durch folgende Fragestellungen anleiten:
Die für die Gruppenarbeit vorbereiteten Fallbeispiele können sowohl gleiche als auch unterschiedliche Fragestellungen beinhalten.
Fall 1. An der Hauptverkehrsstraße neben Ihrer Schule gibt es keine Ampel. Der Verkehr wird immer dichter und stellt eine Gefahr für die Fußgänger dar. Es kam bereits zu mehreren Unfällen.
Fall 2. Das Dach der Sporthalle Ihrer Schule wurde durch starken Wind beschädigt, Wasser drang ein und beschädigte den Hallenboden. Aus diesem Grund kann ein Teil der Sporthalle nicht mehr für den Sportunterricht genutzt werden. Die Schule kann die Schäden jedoch nicht mit eigenen Mitteln beseitigen.
Fall 3. Die lokalen Behörden planen für das kommende Jahr die Umgestaltung einer Grünanlage aus Haushaltsmitteln. Ein Teil der Bevölkerung ist jedoch der Ansicht, dass dieses Geld besser in die Straßensanierung investiert werden sollte.
Fall 4. In Ihrem Wohnhaus gibt es keine Auffahrrampe. Das ist ein Problem, seitdem Ihr Nachbar nach einem Unfall zum Rollstuhlfahrer wurde. Da er auf Hilfe angewiesen ist, kann er das Haus oftmals nicht verlassen.
Geben Sie den Teilnehmern 15 Minuten für ihre Aufgabe. Lassen Sie sie danach ihre Lösungsvorschläge darlegen, und schreiben Sie alle Varianten an die Tafel. Gehen Sie nun detaillierter auf die Begriffsdefinition einer Interessenvertretung und ihre möglichen Formen (siehe Anlage) ein. Schreiben Sie die verschiedenen Formen von Interessenvertretungen am besten im Vorfeld auf Kärtchen und heften Sie diese nun an die Tafel. Wenn die Teilnehmer zu Beginn der Übung bereits eine der Formen genannt hatten, sodass sie bereits an der Tafel steht, können Sie das Kärtchen einfach daneben befestigen.
Lassen Sie die Teilnehmer überlegen, welche Form von Interessenvertretung für die Lösung ihres Falles die effektivste und einfachste wäre. Ermutigen Sie die Teilnehmer, auch über andere Formen der Interessenvertretung nachzudenken und diese zu beurteilen. Fordern Sie sie auf, ihre Entscheidung mit Argumenten zu untermauern.
Stellen Sie den Teilnehmern nun konkrete Fallbeispiele vor und lassen Sie sie entscheiden, in welchen Fällen es sich um eine Interessenvertretung handelt und in welchen nicht. Bereiten Sie die Fallbeispiele am besten vorher auf Kärtchen vor und befestigen Sie sie an der Tafel. Auch die Antworten der einzelnen Gruppen sollten festgehalten werden. Fassen Sie anschließend die Ergebnisse zusammen und erläutern Sie, warum es sich in den verschiedenen Fallbeispielen um eine Interessenvertretung handelt oder nicht.
Fallbeispiele
Lösung der Fallbeispiele
Lassen Sie die Teilnehmer überlegen, was sie durch die Nutzung verschiedener Möglichkeiten von Interessenvertretungen erreichen könnten, und lassen Sie sie ihre Ideen darlegen.
Phase III. Auswertung
Erinnern Sie die Teilnehmer am Ende der Übung noch einmal an die Lernziele. Lassen Sie sie den Übungsinhalt zusammenfassen und Schlussfolgerungen zu Interessenvertretungen ziehen. Schreiben Sie die Schlussfolgerungen an die Tafel und vergleichen Sie sie mit den Lernzielen.
Die häufigsten Formen von Interessenvertretungen
Richtig eingesetzte Petitionen können sehr wirkungsvoll sein. Besonders effektiv sind Kampagnen, die von vielen Menschen und vor allem durch Einschaltung der Massenmedien unterstützt werden.
Hinweise für die Vorbereitung einer Petition:
Das Verfassen persönlich adressierter Briefe kostet deutlich mehr Zeit und Energie, als eine Petition zu unterschreiben. Vor einem Gespräch mit einer Amtsperson sollten Sie einige Dutzend Briefe gesammelt haben. Schicken Sie die Hälfte davon im Vorfeld per Post an Ihren Gesprächspartner, die andere Hälfte nehmen Sie mit zum Gespräch. Das macht immer Eindruck.
Hinweise für die Vorbereitung einer Briefkampagne:
Das ist eine der wirksamsten Taktiken. Nehmen Sie, wenn möglich, zuvor schon geschriebene Briefe und Petitionen mit zum Gesprächstermin, sie sind ein Beleg für die große Zahl Ihrer Unterstützer.
Hinweise für das Gespräch mit einer Amtsperson:
In einigen Fällen erfordert die Situation eine schnelle Reaktion, für Briefe oder persönliche Gespräche ist dann keine Zeit. In solchen Fällen sollte man eine Telefonkampagne starten. Sie können auf diesem Weg Ihre Meinung persönlich und direkt zum Ausdruck bringen.
Hinweise für die Durchführung einer Telefonkampagne:
Sieht Ihre Kampagne eine Vielzahl von Telefonaten vor, empfiehlt es sich, nicht direkt mit der Amtsperson, sondern mit dem Büroleiter zu sprechen, da eine Vielzahl von Anrufen auf die Amtsperson eher negativ wirken und Ihre Zusammenarbeit erschweren könnte. Hinterlassen Sie dem Büroleiter eine Nachricht mit der Bitte, sie an seinen Vorgesetzten weiterzuleiten. Die Amtsperson selbst sollten nur einige Ihrer Mitstreiter anrufen und ihr übermitteln, dass dem Büroleiter zahlreiche Nachrichten zu diesem Ihren Anliegen hinterlassen wurden.
Die Nutzung der Medien ist einer der wirksamsten Wege, um Einfluss auf einen Entscheidungsträger zu nehmen. Die Zusammenarbeit mit den Medien sollte gut geplant werden.
Hinweise für die Nutzung der Medien:
Die Art Ihrer Aktion hängt in erster Linie davon ab, ob Sie für oder gegen etwas eintreten. Die wichtigsten Aktionsformen sind:
Hinweise für die Organisation einer Aktion:
In Anbetracht der Schnelllebigkeit unserer Zeit können künstlerische Aktionen sehr wirkungsvoll sein, um die Aufmerksamkeit von Menschen zu gewinnen und sie über ein bestimmtes Thema zu informieren.
Hinweise für die Durchführung einer künstlerischen Aktion:
Einige Beispiele: