Unterrichtseinheit 2. Interessenvertretungen

Lernziele:

  • 1) Einführung der Teilnehmer in die Arbeit von Interessenvertretungen und ihre Bedeutung für die Gesellschaft;
  • 2) Kennenlernen verschiedener Formen von Interessenvertretungen;
  • 3) Entwicklung von Fähigkeiten, um sich situationsbedingt für die optimale Interessenvertretung zu entscheiden.

Benötigte Hilfsmittel und Zusatzmaterialien:

  • Tafel, Flipchart o. Ä.;
  • Fallbeispiele für die Gruppenarbeit.

Zeitdauer: 45 Minuten.

Allgemeine Empfehlungen an den Moderator / Workshopleiter

  1. Diese Übung ist eine gute Fortsetzung des Themas: „Funktionen und Aufgaben staatlicher Verwaltung“.
  2. Bei Bedarf können Sie den Teilnehmern verschiedene Vordrucke bzw. Formulare für Eingaben vorstellen.

Begrifflichkeiten

Interessenvertretung bezeichnet eine Handlung, die Änderungen in der Politik, der Gesetzgebung und der gesellschaftlichen Praxis herbeiführt und in der Folge nützliche Veränderungen für eine bestimmte soziale Gruppe bewirken soll. Interessenvertretungen können von Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen wahrgenommen werden.

Das englische advocacy umfasst alle Handlungen, die dazu dienen, die Rechte und Interessen einer bestimmten sozialen Gruppe zu vertreten und zu schützen.

Die russische Sprache kennt bisher für diesen englischen Terminus kein gleichwertiges Äquivalent, mehrere Begriffe können verwendet werden, um sich seinem Inhalt anzunähern.

Oft wird Interessenvertretung fälschlicherweise mit Begriffen wie Rechtsschutz, Lobbyismus, PR-Kampagne und Ähnlichem gleichgesetzt. Auch hat das englische advocacy nichts mit einem Advokaten gemein.

Ablauf

Phase I. Herausforderung (Provokation)

Führen Sie die Teilnehmer in das Thema und die Lernziele ein. Fordern Sie sie nach der Brainstorming-Methode auf, Beispiele, die ihrer Meinung nach Interessenvertretungen darstellen, aufzuzählen. Notieren Sie alle Antworten an der Tafel (oder dem Flipchart). Wir kommen später bei der Übungsauswertung auf diese Notizen zurück. Stellen Sie kurz die verschiedenen Formen von Interessenvertretungen vor und definieren Sie den Begriff. Schreiben Sie die Begriffsdefinition an die Tafel. Sie können hier ebenfalls eine im Vorfeld erstellte Definition verwenden.

Phase II. Wissensvermittlung

Teilen Sie die Teilnehmer in kleine Gruppen (4-6 Teilnehmer) ein und übergeben Sie jeder Gruppe ein Fallbeispiel. Aufgabe der Teilnehmer ist es, den Fall mit eigenen Mitteln zu lösen.

Sie können die Teilnehmer durch folgende Fragestellungen anleiten:

  • Was würden Sie unternehmen?
  • Würden Sie sich an jemanden wenden, und wenn ja: An wen und wie?

Die für die Gruppenarbeit vorbereiteten Fallbeispiele können sowohl gleiche als auch unterschiedliche Fragestellungen beinhalten.

Fall 1. An der Hauptverkehrsstraße neben Ihrer Schule gibt es keine Ampel. Der Verkehr wird immer dichter und stellt eine Gefahr für die Fußgänger dar. Es kam bereits zu mehreren Unfällen.

Fall 2. Das Dach der Sporthalle Ihrer Schule wurde durch starken Wind beschädigt, Wasser drang ein und beschädigte den Hallenboden. Aus diesem Grund kann ein Teil der Sporthalle nicht mehr für den Sportunterricht genutzt werden. Die Schule kann die Schäden jedoch nicht mit eigenen Mitteln beseitigen.

Fall 3. Die lokalen Behörden planen für das kommende Jahr die Umgestaltung einer Grünanlage aus Haushaltsmitteln. Ein Teil der Bevölkerung ist jedoch der Ansicht, dass dieses Geld besser in die Straßensanierung investiert werden sollte.

Fall 4. In Ihrem Wohnhaus gibt es keine Auffahrrampe. Das ist ein Problem, seitdem Ihr Nachbar nach einem Unfall zum Rollstuhlfahrer wurde. Da er auf Hilfe angewiesen ist, kann er das Haus oftmals nicht verlassen.

Geben Sie den Teilnehmern 15 Minuten für ihre Aufgabe. Lassen Sie sie danach ihre Lösungsvorschläge darlegen, und schreiben Sie alle Varianten an die Tafel. Gehen Sie nun detaillierter auf die Begriffsdefinition einer Interessenvertretung und ihre möglichen Formen (siehe Anlage) ein. Schreiben Sie die verschiedenen Formen von Interessenvertretungen am besten im Vorfeld auf Kärtchen und heften Sie diese nun an die Tafel. Wenn die Teilnehmer zu Beginn der Übung bereits eine der Formen genannt hatten, sodass sie bereits an der Tafel steht, können Sie das Kärtchen einfach daneben befestigen.

Lassen Sie die Teilnehmer überlegen, welche Form von Interessenvertretung für die Lösung ihres Falles die effektivste und einfachste wäre. Ermutigen Sie die Teilnehmer, auch über andere Formen der Interessenvertretung nachzudenken und diese zu beurteilen. Fordern Sie sie auf, ihre Entscheidung mit Argumenten zu untermauern.

Stellen Sie den Teilnehmern nun konkrete Fallbeispiele vor und lassen Sie sie entscheiden, in welchen Fällen es sich um eine Interessenvertretung handelt und in welchen nicht. Bereiten Sie die Fallbeispiele am besten vorher auf Kärtchen vor und befestigen Sie sie an der Tafel. Auch die Antworten der einzelnen Gruppen sollten festgehalten werden. Fassen Sie anschließend die Ergebnisse zusammen und erläutern Sie, warum es sich in den verschiedenen Fallbeispielen um eine Interessenvertretung handelt oder nicht.

Fallbeispiele

  1. Am Eingang zu Ihrem Hof hat sich aufgrund des beschädigten Asphalts bereits vor Monaten ein Schlagloch gebildet, das für Fahrzeuge und Fußgänger gleichermaßen gefährlich ist. Einige Nachbarn haben bereits Videoaufnahmen gemacht und diese auf ihren Seiten in den sozialen Netzwerken eingestellt.
  2. Die Bevölkerung fordert längere Fahrzeiten des Öffentlichen Nahverkehrs. Sie haben bereits ein Schreiben verfasst, über 100 Unterschriften gesammelt und diese an die zuständige Behörde geschickt. Nun sind bereits einige Wochen vergangen, ohne dass Sie eine Antwort erhielten.
  3. Auf der Straße neben dem neuen Kindergarten fehlte das entsprechende Verkehrsschild. Die Eltern der Kita-Kinder berichteten darüber bereits im Lokalfernsehen und baten die zuständige Behörde um Abhilfe. Zwei Wochen später wurde ihrer Bitte entsprochen und ein Verkehrsschild aufgestellt.

Lösung der Fallbeispiele

  1. Hier liegt keine Interessenvertretung vor, da Sie sich nicht an eine konkrete Behörde oder Person gewandt haben. Eine Interessenvertretung hätte dann vorgelegen, wenn Sie auf Ihrer Seite in den sozialen Netzwerken eine konkrete bevollmächtigte Behörde oder Person angegeben und entsprechend markiert hätten, z. B.: Abteilung für Straßen- und Verkehrssicherheit.
  2. Hier liegt eine Interessenvertretung vor, auch wenn das gewünschte Resultat ausblieb. Weisen Sie die Teilnehmer noch einmal darauf hin, dass eine Interessenvertretung eine Handlung ist, die unabhängig von ihrem möglichen Ergebnis erfolgt.
  3. Hier liegt eine Interessenvertretung mit gewünschtem Ergebnis vor.

Lassen Sie die Teilnehmer überlegen, was sie durch die Nutzung verschiedener Möglichkeiten von Interessenvertretungen erreichen könnten, und lassen Sie sie ihre Ideen darlegen.

Phase III. Auswertung

Erinnern Sie die Teilnehmer am Ende der Übung noch einmal an die Lernziele. Lassen Sie sie den Übungsinhalt zusammenfassen und Schlussfolgerungen zu Interessenvertretungen ziehen. Schreiben Sie die Schlussfolgerungen an die Tafel und vergleichen Sie sie mit den Lernzielen.

Anlage

Die häufigsten Formen von Interessenvertretungen

 

Petitionen

Richtig eingesetzte Petitionen können sehr wirkungsvoll sein. Besonders effektiv sind Kampagnen, die von vielen Menschen und vor allem durch Einschaltung der Massenmedien unterstützt werden.

Hinweise für die Vorbereitung einer Petition:

  • Formulieren Sie das Anliegen kurz und prägnant. Wenige Sätze und Punkte reichen aus. Die Petition muss leicht verständlich sein.
  • Lassen Sie pro Seite Platz für maximal 10 Unterschriften. Das lässt Ihre Petition „dick“ aussehen, und die Angaben der Unterzeichner sind besser lesbar. Das kann im weiteren Verlauf hilfreich sein.
  • Unterstreichen Sie die Anzahl der Unterschriften und nicht den Inhalt. Sie sind daran interessiert, möglichst viele Unterschriften zu sammeln. Verschwenden Sie keine Zeit darauf, sich länger mit einzelnen Personen zu befassen, mit ihnen zu diskutieren usw.
  • Gehen Sie zu mehreren, wenn Sie Unterschriften sammeln, das macht mehr Spaß. Organisierte Petitionstage sind deutlich effektiver als das Sammeln von Unterschriften durch einzelne Aktivisten in den jeweiligen Bezirken.
  • Machen Sie sich eine Kopie der Petition, bevor Sie sie abschicken oder übergeben.

Briefkampagne

Das Verfassen persönlich adressierter Briefe kostet deutlich mehr Zeit und Energie, als eine Petition zu unterschreiben. Vor einem Gespräch mit einer Amtsperson sollten Sie einige Dutzend Briefe gesammelt haben. Schicken Sie die Hälfte davon im Vorfeld per Post an Ihren Gesprächspartner, die andere Hälfte nehmen Sie mit zum Gespräch. Das macht immer Eindruck.

Hinweise für die Vorbereitung einer Briefkampagne:

  • Beachten Sie in der schriftlichen Anrede des Entscheidungsträgers die offiziellen Umgangsformen (Herr Oberbürgermeister, Frau Oberbürgermeisterin etc.).
  • Schreiben Sie einen kurzen und höflichen Text. Viele wirkungsvolle Briefe bestehen nur aus vier bis fünf Sätzen. Danken Sie dem Adressaten, wenn möglich, gleich am Anfang des Briefes für eine seiner konkreten Handlungen.
  • Seien Sie so konkret wie möglich. Legen Sie klar dar, in welcher Frage Sie sich an den Adressaten wenden, und erklären Sie ihm, warum gerade seine Unterstützung für Ihre Initiative wichtig ist.
  • Wenn Sie eine Aktion an einem Ort mit viel Publikumsverkehr organisieren möchten, sollten Sie einen Tisch aufstellen, an dem die Schreiben verfasst werden können, zuvor entworfene Plakate anbringen und Textvorlagen auslegen, unter die die Passanten ihre Unterschrift setzen können.
  • Versuchen Sie, während der Briefaktion nicht zu sitzen. Organisatoren sollten immer Energie ausstrahlen, nur so werden andere sich für sie interessieren.

Persönliches Gespräch mit einer Amtsperson

Das ist eine der wirksamsten Taktiken. Nehmen Sie, wenn möglich, zuvor schon geschriebene Briefe und Petitionen mit zum Gesprächstermin, sie sind ein Beleg für die große Zahl Ihrer Unterstützer.

Hinweise für das Gespräch mit einer Amtsperson:

  • Rufen Sie zur Vereinbarung eines Termins im Sekretariat Ihres gewünschten Gesprächspartners an und teilen Sie dort mit, in welcher Angelegenheit Sie ihn sprechen möchten. Sprechen Sie ab, wieviel Personen Sie begleiten werden. Das ist wichtig, denn wenn Sie eine große Gruppe sind, reicht der Platz im Büro gegebenenfalls nicht aus und es muss ein größerer Raum eingeplant werden.
  • Bedenken Sie, dass Sie nicht zwingend in einer großen Gruppe vorstellig werden müssen. Eine kleine Gruppe ist völlig ausreichend.
  • Sie sollten eine ausgewogene Gruppe bilden, in der sowohl die unterschiedlichen Akteure als auch Ihre Mitstreiter vertreten sind.
  • Überlegen Sie sich, wie Ihr Gesprächspartner in seiner Meinung beeinflusst werden kann. Wenn er beispielsweise nach klaren religiösen Überzeugungen lebt, sollten Sie nach Möglichkeit einen Vertreter derselben Religion in Ihrer Gruppe haben. Achten Sie darauf, dass alle in Ihrer Gruppe ein und dasselbe Programm unterstützen.
  • Nehmen Sie keine Ihnen unbekannte Person mit zum Gespräch.
  • Bestimmen Sie in Ihrer Gruppe einen Vertreter, der Ihre Forderungen kurz darlegt und dann ein bis zwei weiteren Vertretern kurz das Wort erteilt.
  • Sie sollten gut vorbereitet sein und sich in der Sache gut auskennen. Bereiten Sie einige Punkte vor, die wichtig für Ihr Anliegen sind, und üben Sie Ihren Vortrag.
  • Gegebenenfalls werden Sie die Möglichkeit haben, gleich mehrere Fragen anzusprechen. Besser wäre jedoch, wenn Sie sich nur auf ein bis zwei Kernfragen konzentrieren.
  • Bleiben Sie nach dem Gespräch in Kontakt mit Ihrem Gesprächspartner. Verlief das Gespräch erfolgreich, sollten Sie sich bei ihm bedanken. Hat er um zusätzliche Unterlagen gebeten, sollten Sie ihm diese so schnell wie möglich zukommen lassen.
  • Wenn Ihnen Ihr Gesprächspartner konkrete Versprechungen gemacht hat, sollten Sie deren Umsetzung aufmerksam verfolgen.

Telefonkampagne

In einigen Fällen erfordert die Situation eine schnelle Reaktion, für Briefe oder persönliche Gespräche ist dann keine Zeit. In solchen Fällen sollte man eine Telefonkampagne starten. Sie können auf diesem Weg Ihre Meinung persönlich und direkt zum Ausdruck bringen.

Hinweise für die Durchführung einer Telefonkampagne:

  • Rufen Sie im Sekretariat der Amtsperson an. Stellen Sie sich und Ihre Organisation (Schule, Universität, Bürgerinitiative usw.) vor.
  • Bitten Sie um ein telefonisches Gespräch mit der Amtsperson. Ist dies nicht möglich, versuchen Sie, ein Gespräch mit dem Stellvertreter zu vereinbaren. Wenn Ihnen auch das abgeschlagen wird, hinterlassen Sie im Sekretariat Ihre Kontaktdaten und bitten um einen Rückruf.

Sieht Ihre Kampagne eine Vielzahl von Telefonaten vor, empfiehlt es sich, nicht direkt mit der Amtsperson, sondern mit dem Büroleiter zu sprechen, da eine Vielzahl von Anrufen auf die Amtsperson eher negativ wirken und Ihre Zusammenarbeit erschweren könnte. Hinterlassen Sie dem Büroleiter eine Nachricht mit der Bitte, sie an seinen Vorgesetzten weiterzuleiten. Die Amtsperson selbst sollten nur einige Ihrer Mitstreiter anrufen und ihr übermitteln, dass dem Büroleiter zahlreiche Nachrichten zu diesem Ihren Anliegen hinterlassen wurden.

  • Die Nachrichten sollten so kurz wie möglich gehalten sein. Ähnlich wie bei einer Briefkampagne sollten die Forderungen kurz und prägnant formuliert werden.
  • Halten Sie zusätzliche Informationen für den Fall bereit, dass man Sie danach fragt.

Nutzung der Medien

Die Nutzung der Medien ist einer der wirksamsten Wege, um Einfluss auf einen Entscheidungsträger zu nehmen. Die Zusammenarbeit mit den Medien sollte gut geplant werden.

Hinweise für die Nutzung der Medien:

  • Erstellen Sie eine Liste von Medien, die folgende Angaben enthält: Bezeichnung der Medienanstalt, Namen der Journalisten, Telefonnummern, Email-Adressen. Nehmen Sie in diese Liste nach Möglichkeit sehr unterschiedliche Medien auf (staatliche, private usw.).
  • Vereinbaren Sie persönliche Treffen mit Journalisten, Moderatoren von Talkshows und anderen Sendungen sowie Zeitungsredakteuren.
  • Verfolgen Sie aufmerksam die Nachrichten im Radio, im Fernsehen und in den Printmedien und nehmen Sie Kontakt zu den Redakteuren auf, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Anhand ihrer journalistischen Arbeit können Sie gut herausfinden, wer von ihnen Interesse an Ihrer Kampagne zeigt.
  • Bereiten Sie für die Journalisten einen kurzen Informationstext vor.
  • Nutzen Sie alle kostenlosen Mediendienste.
  • Soziale Medien lassen sich sehr wirksam nutzen. Verwenden Sie Foto- und Videomaterial, formulieren Sie Ihre Forderungen. Wenn das Material veröffentlicht wird, sollten Sie die angesprochene Person oder Institution konkret benennen (und mit Tags markieren), damit diese auf Ihre Veröffentlichungen aufmerksam werden.
  • Bedenken Sie auch, dass die Medienvertreter möglicherweise nicht zur Pressekonferenz erscheinen.
  • Die Presseerklärung sollte in jedem Fall Informationen zu folgenden Fragen enthalten: Wer? Wo? Wann? Warum? Wie?
  • Viele Medien veröffentlichen kostenlos soziale Werbung. Setzen Sie sich mit den entsprechenden Medienvertretern in Verbindung und erfragen Sie die genauen Bedingungen für die Platzierung einer solchen sozialen Werbung.

Aktionen

Die Art Ihrer Aktion hängt in erster Linie davon ab, ob Sie für oder gegen etwas eintreten. Die wichtigsten Aktionsformen sind:

  • Aktionen mit Kerzen: Sie werden in der Regel durchgeführt, wenn es um Todesopfer oder tragische Ereignisse geht.
  • Sitzblockaden: Bei einer Sitzblockade wird ein öffentlicher oder privater Raum besetzt. Die Teilnehmer stellen ihre Forderungen und blockieren den Raum solange, bis sie ihre Ziele erreicht haben oder Verhandlungen aufgenommen werden.
  • Demonstrationen: Bei einer Demonstration läuft eine Gruppe von Menschen, die ihre Forderungen auf Plakaten und durch Sprechchöre zum Ausdruck bringen, auf einer festgelegten Route zu einem konkreten, gesellschaftlich wichtigen Ort. Ziel einer Demonstration ist es, konkrete Forderungen (Botschaften) an die Gesellschaft bzw. an eine bestimmte Behörde heranzutragen.

Hinweise für die Organisation einer Aktion:

  • Definieren Sie klar Ihre Ziele.
  • Verteilen Sie die konkreten Aufgaben innerhalb der Gruppe: Kontaktaufnahme mit den Medien, Koordinierung der Öffentlichkeitsarbeit, Einholen von Genehmigungen usw.
  • Machen Sie sich Gedanken über die Zahl der Teilnehmer. Planen Sie die Weitergabe und Verbreitung von Informationen, versuchen Sie, so viele Menschen wie möglich für Ihre Aktion zu gewinnen.
  • Klären Sie ab, ob Ihre Aktion genehmigt werden muss; wenn ja, beantragen Sie die Genehmigung. So kann Ihre Aktion nicht verboten werden. Informieren Sie sich über Ihre Rechte und Pflichten.
  • Prüfen Sie, was Sie alles für die Durchführung Ihrer Aktion benötigen und ob sie mit allem ausgestattet sind (Mikrofone, Plakate, Broschüren, Erste-Hilfe-Kasten usw.).
  • Formulieren Sie bereits im Vorfeld eine schriftliche Erklärung für die Medien.
  • Denken Sie sich frühzeitig Slogans aus. Die Slogans sollten nicht aggressiv oder herausfordernd, sondern vor allem einprägsam sein.
  • Entwerfen Sie ein aussagekräftiges und leicht lesbares Plakat. Nicht alle Passanten können oder wollen mit Ihnen ins Gespräch kommen. Verschaffen Sie sich durch Plakate Aufmerksamkeit.
  • Prüfen Sie, ob der Zeitpunkt Ihrer Aktion nicht mit einem Konzert, einem Fußballspiel oder einem anderen Großereignis kollidiert; das könnte sich negativ auf Ihre Teilnehmerzahlen auswirken.
  • Nehmen Sie an anderen Veranstaltungen teil, auf denen Sie interessierte Teilnehmer zu Ihrer Aktion einladen können.
  • Berücksichtigen Sie auch die Wetterfrage. Wenn Regen für Ihre Aktion störend ist, sollten Sie Alternativen einplanen.

Künstlerische Aktionen (Flashmobs)

In Anbetracht der Schnelllebigkeit unserer Zeit können künstlerische Aktionen sehr wirkungsvoll sein, um die Aufmerksamkeit von Menschen zu gewinnen und sie über ein bestimmtes Thema zu informieren. 

Hinweise für die Durchführung einer künstlerischen Aktion:

  • Stellen Sie die Aktion unter ein bestimmtes Thema bzw. ein bestimmtes Ziel.
  • Es muss ja nicht unbedingt eine Theateraufführung sein, die Sie organisieren. Seien Sie einfach kreativ.

Einige Beispiele:

  • Eine Gruppe von 100 Aktivisten führte eine Aktion auf dem Campus einer Universität durch. Sie stellten dort 100 Stühle auf. 10 Aktivisten legten sich auf 70 Stühle, die übrigen 90 Aktivisten drängelten sich auf den restlichen 30 Stühlen. Sie wollten damit zum Ausdruck bringen, dass 10 % der Bevölkerung 70 % des Reichtums besitzen, während die übrigen 90 % sich mit den restlichen 30 % begnügen müssen. Sie können das Modell anpassen und anstelle der 100 Stühle und Teilnehmer nur 10 einsetzen oder andere statistische Daten heranziehen, zum Beispiel: In einer Ecke stellen sich 100 Aktivisten auf, in einer anderen nur einer. Ein Plakat oder einer der Aktivisten verkündet, dass die 100 für das Gehalt eines Ministers stehen, der 1 Aktivist hingegen den Betrag symbolisiert, den ein Rentner als Rente erhält.
  • Interaktives Theaterforum. Denken Sie sich einen kurzen (fünfminütigen) Sketch zu einem aktuellen Thema wie Fremdenfeindlichkeit, Obdachlosigkeit oder Ähnliches aus. Spielen Sie den Sketch zunächst in voller Länge. Dann fangen Sie noch einmal von vorne an, dieses Mal jedoch dürfen die Zuschauer den Sketch an einer beliebigen Stelle unterbrechen. Der Zuschauer, der den Sketch angehalten hat, wird selbst zum aktiven Darsteller; er ändert die Handlung und setzt sie auf seine Weise fort. Diskutieren Sie am Ende der Aktion mit dem Publikum und analysieren Sie die dargestellten Varianten.