Koordination: DRA Berlin
Workshop-Organisation: Sofia Platform
In allen Ländern des ehemaligen Ostblocks hat die so genannte „3. Generation“ ihre Transformationserfahrungen gemacht. „Wendekinder“, wie sie in Deutschland auch genannt wird. Zwischen Zusammenbruch und Aufbruch, Armut und neuem Überfluss, neuen Leitbildern und bleibender Verunsicherung. Dem Versprechen, dass Grenzen nicht mehr zählen und dem hartnäckigen Gefühl, dass sie doch noch da sind – nur anderswo und in anderer Form.
Was die zwischen 1975 und 1985 Geborenen eint, ist, das sie in einer Zeit erwachsen wurden und sich orientieren mussten, in der alle eben noch gültigen Maßstäbe, Lebensentwürfe und Orientierungspunkte über Nacht ihre Gültigkeit verloren – und in der damit auch die Erfahrung und die Rolle der Elterngeneration entwertet wurde.
Der DRA hat Anfang 2015 ein Projekt „Mapping A Generation“ initiiert, das einen vielstimmigen und längerfristigen Austausch von mittel-, ost- und südosteuropäischen Organisationen über die Erfahrungen ermöglichen soll, die junge Leute seit den 1990er Jahren individuell mit der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Umwälzung ihrer Gesellschaften gemacht haben. Bei einem Auftaktworkshop Ende Mai 2015 in Sofia trafen sich TeilnehmerInnen von NGOs und Think Tanks aus Bulgarien, Bosnien, Kroatien, Russland, der Ukraine, Deutschland und Tschechien, um die Grundlage für das gemeinsame Netzwerk-Projekt zu legen.
Projektpartner sind bisher:
Der Workshop begann einerseits mit dem Austausch über sehr persönliche Erfahrungen mit der jüngsten Geschichte des jeweils eigenen Landes. Andererseits fanden Gespräche mit Wissenschaftlern und Meinungsforschern, aber auch Vertretern des Präsidenten Bulgariens zur Frage des Wissens der BürgerInnen über ihre Geschichte und die Aufgaben von Bildung statt. „Ich denke, keiner hat erwartet, dass all diese beteiligten Länder denselben Transformationsansatz verfolgt haben, aber ich bezweifle, dass jemand vorhergesehen hat, wie verschieden das in der Realität ablief. Einer der auffälligsten Unterschiede (und ein immer noch gänzlich unverstandener) ist es, wann und wie es zu jenem Moment kam, „in dem die Geschichte angehalten wurde”, resümierte eine der Teilnehmerinnen nach dem Workshop.
Die Projektpartner haben sich auf zwei Fragenkomplexe verständigt, denen wir im Laufe des Projektzeitraums nachgehen wollen:
1) Unterschiede verstehen: Was heißt eigentlich Transformation in den einzelnen Ländern? Welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Unterschiede gab es und welche Erfahrungen hat die „dritte Generation“ damit gemacht?
2) Gemeinsame Phänomene und Konfliktlinien bearbeiten: In allen Ländern gibt es viele unerzählte Fakten und Geschichten über die Zeit des Kommunismus bzw. Sozialismus – und damit einhergehend eine Tendenz der Idealisierung. Was weiß die Generation über ihre Geschichte und wie geht sie damit um? Welches Konfliktpotenzial steckt in unaufgearbeiteten Familiengeschichten, der Rolle der Eltern- und Großelterngeneration im alten System?
In den nächsten Monaten werden die Projektpartner diesen Fragen auf unterschiedliche Weise nachgehen. Geplant sind bisher:
Wir wollen die Geschichte einer Generation in Transition erzählen und verstehen. Wie haben sich diese Erfahrungen ausgewirkt auf ihr Selbstbild, darauf wie sie ihre Chancen in der Gesellschaft sehen und nutzen? Welche Unterschiede gibt es und warum? Wir wollen Debatten und eine Auseinandersetzung dieser Generation mit ihrer Geschichte und ihren Werten anstoßen. Gemeinsam wollen die Projektpartner auch ihre Arbeit reflektieren und vergleichen:
So wollen wir ein besseres Verständnis dafür gewinnen, wie wir als Organisationen der Zivilgesellschaft die Teilhabe von Menschen in gesellschaftlichen Transformationsprozessen heute und in Zukunft unterstützen und Zivilgesellschaft pluralistisch und demokratisch entwickeln können.
Wir danken der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) für die Förderung des Workshops.
Unser Kooperationspartner in Deutschland ist die Perspektive³, Informationen zur Arbeit des Vereins: https://perspektivehochdrei.
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