„Mehr Aufklärung – mehr Demokratie? Chancen und Grenzen politischer Bildung in Mittel- und Osteuropa“
Am 8. November 2017 fanden in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin die 22. Herbstgespräche statt. Expert/innen aus dem Bereich der politischen Bildung diskutierten im Rahmen von sechs Podiumsdiskussionen zum Thema „Mehr Aufklärung – mehr Demokratie?“. Im Mittelpunkt stand die Frage der Grenzen, vor allem aber der Chancen politischer und zivilgesellschaftlicher Bildung in Mittel- und Osteuropa.
Die Konferenz wurde mit einer Podiumsdiskussion zum Thema der Ausbreitung von Populismus und autoritären Regimen in Europa eröffnet. Vier weitere Panels thematisierten solche Phänomene wie Fake News und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Medienbildung, die Möglichkeiten politischer Bildung in autoritären Staaten und gefährdeten Demokratien, die besonderen Erfordernisse in diesem Bereich in Migrationsgesellschaften sowie Bedarf und Formen bei Angeboten für Erwachsene. In der letzten Podiumsdiskussion sprachen die Expert/innen über neue Formen der politischer Bildung und aktuelle Herausforderungen im Zuge der Krise in Europa. „Es scheint eine globale Krise der Menschenrechte zu geben. Die Menschen haben genug von der Kompliziertheit der Welt und der humanistischen Prinzipien. Das macht sie empfänglich für Populismus. Das zeigt sich besonders dort, wo die Menschen nicht nachdenken wollen. Es ist eine weltanschauliche Herausforderung für uns alle, und diese Sachlage kann nur gemeinsam überwunden werden“ – sagte der Menschenrechtler und Forschungsleiter der Internationalen Schule für Menschenrechtsbildung und Bürgerliche Aktionen, Andrey Yurov.
Das Schlusswort bei den 22. Herbstgesprächen hatte die ehemalige Bundestagspräsidentin Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth: „Ich habe das Glück, international viele Erfahrungen zu machen, und dabei habe ich immer wieder erfahren, wie stark die Hoffnungen auf Europa sind. Jetzt fangen wir in der Meinung an, jeder könne es allein. Wir befinden uns in einer Krise. Es fällt auseinander, wovon wir dachten: ‚Es ist selbstverständlich‘. Menschen haben Rechte, und sie haben Potenzial. In diesem Sinne muss die zivilgesellschaftliche Arbeit ständig vorangetrieben werden“.
Am zweiten Tag der Herbstgespräche wurden die Debatten in einem kleineren Kreis von Expert/innen aktiv weitergeführt. Im Mittelpunkt standen nach wie vor Fragen der politischen Bildung im Zusammenhang mit Geschichtsdeutung in autoritären Staaten und gefährdeten Demokratien.
Mittwoch, 08. November 2017
Veranstaltungsort: Französische Friedrichstadtkirche, Evangelische Akademie
14:30 |
Registrierung der Gäste |
15:00 |
Eröffnung und Begrüßung |
15:15 |
Ausbreitung von Populismus und autoritären Regimen in Europa. Ist die Demokratiebildung gescheitert? Impulse (5-7 Minuten und Q&A) · Katarzyna Wielga-Skolimowska (Bundeszentrale für politische Bildung, Berlin) · Oleg Kozlovsky (School of Civil Leadership, Moskau) · Josef Huber (Europarat, Strasbourg) · Mikhail Minakov (Kyiv-Mohyla Academy, Kiew)
Moderation: Sarah Pagung (Deutsche Gesellschaft für auswärtige Politik) |
16:30 |
Pause |
16.45 18.15 |
Panels zu spezifischen Aspekten politischer Bildung / Demokratieförderung |
16:45 |
Panel 1: Pluralismus vs. Fake News: Herausforderungen für die Medienbildung im digitalen Informationszeitalter
· Hanno Gundert (n-ost, Berlin) · Anna Litvinenko (Freie Universität, Berlin) · Judith Langowski, (Kettös Mérce, Budapest)
Moderation: Angelina Davydova (Kommersant, RNEI)
Panel 2 Politische Bildung in autoritären Staaten und gefährdeten Demokratien · Annegret Wulff (MitOst e. V., Berlin) · Kacper Dziekan (European Solidarity Centre, Gdansk) · Oleg Kozlovsky (School of Civil Leadership, St. Petersburg) · Irina Ilisei (Plural Association, Bucharest)
Moderatorin: Irina Bukharkina (DRA)
Panel 3 Kulturvielfalt und Wertediskurse – politische Bildung in der Migrationsgesellschaft (auf Englisch) · Annamaria Olsson (Give Something Back to Berlin) · Sailesh Naidu (Flüchtlingsintegrationsarbeit FEZ, Berlin/New York) · Amar Nafa (Generiques, Paris) · Yulia Alimova (Deti Peterburga, St. Petersburg)
Moderation: Mekonnen Mesghena (Heinrich-Böll-Stiftung)
Panel 4 Politische Bildung nur für junge Leute? Unzureichende Angebote für Erwachsene und deren Folgen
· Andrey Yurov (Internationale Schule für Menschenrechtsbildung und Bürgerliche Aktionen) · Josef Huber (Europarat, Strasbourg) · Nora Korte (DRA e. V., Berlin)
Moderation: Evgeniya Sayko (Hertie-Innovationskolleg) |
18:15 |
Pause |
18:30 |
Podiumsdiskussion Europa im Krisenmodus – neue Aufgaben und Formen politischer Bildung · Andrey Yurov (Internationale Schule für Menschenrechtsbildung und Bürgerliche Aktionen) · Anna Litvinenko (Freie Universität, Berlin) · Kacper Dziekan (European Solidarity Centre, Gdansk) · Annegret Wulff (MitOst e. V., Berlin)
Moderation: Meike Dülffer (ZEIT-ONLINE) |
19:45 |
Schlusswort |
20.00 |
Empfang |
Fachgespräch
Chancen und Grenzen politischer Bildung in Ländern mit autoritären Regimen oder gefährdeten Demokratien
Datum: 9. November 2017,
Ort: Berlin, Französische Friedrichstadtkirche, 10.00 - 15.00 Uhr
Der Runde Tisch (2 Panele) vereint ca. 30 Fachleute der politischen bzw. bürgerschaftlichen Bildung, darunter die ExpertInnen des öffentlichen Teils der Herbstgespräche, um zentrale Aspekte der Diskussionen am Vortag zu vertiefen, konkreten Kontakt zueinander zu finden und Möglichkeiten künftiger gemeinsamer Diskurse und ggf. Kooperation auszuloten. Besprochen werden auch neue Methoden und Ansätze unter den Bedingungen von Staaten mit repressiven Regierungen und Risiken für VertreterInnen von Demokratiebildung sowie Wege der Einbeziehung von gesellschaftlichen Gruppen mit begrenztem Bildungszugang.
Teilnehmerkreis: ca. 30 ExpertInnen
10.00 |
Begrüßung |
10.15 |
Runder Tisch 1 –Demokratiebildung mit eingeschränkten Möglichkeiten – Herausforderungen und Chancen. |
12.15 |
Kaffeepause |
12.45 |
Runder Tisch 2 – Historische Aufarbeitung und Gedenken an die Opfer politscher Gewaltherrschaft als Kernbestand politischer Bildung?
Moderation: Anke Giesen (Memorial Deutschland)
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14.30 |
Schlusswort |