Bei den diesjährigen 19. Deutsch-Russischen Herbstgesprächen stehen Formen und Ursachen, das Ausmaß und die Folgen von Korruption in Deutschland und in Russland im Mittelpunkt. Zusätzlich werden ukrainische Erfahrungen diskutiert: Dort zählten Korruption und Amtsmissbrauch unter der Herrschaft von Präsident Wiktor Janukowitsch zu den Hauptmotiven für die landesweiten Proteste, die letztendlich zum Regierungswechsel führten – aber was hat sich seitdem in dieser Hinsicht getan? Wie kann ein Neuaufbau korruptionsresistenter Strukuren gelingen und welche Hindernisse treten, insbesondere unter postsowjetischen Bedingungen, auf? Unterschiedliche Strategien der Korruptionsbekämpfung und ihre Erfolgsbedingungen sollen diskutiert und Ideen für weitere internationale Zusammenarbeit, insbesondere auf zivilgesellschaftlicher Ebene, gesammelt und formuliert werden
Die Herbstgespräche richten sich an ein breites, gesellschaftspolitisch und an Osteuropa interessiertes Publikum und sollen einen internationalen Austausch von ExpertInnen und AkteurInnen aus unterschiedlichen Bereichen ermöglichen: Berichten und diskutieren werden JournalistInnen, JuristInnen, Abgeordnete, WissenschaftlerInnen und Verwaltungsfachleute aus Russland, Deutschland und der Ukraine. Sie treffen dabei auf zivilgesellschaftliche Akteure aus den Bereichen Medien und Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte, Goodgovernance und Bildung.
Korruption und Korruptionsbekämpfung in Russland, Deutschland und der Ukraine
Ein Blick in die deutschen und russischen Medien zeigt: Korruption ist ein brisantes Dauerthema. In jüngster Zeit sorgten auf deutscher Seite die Affäre um Christian Wulff, die den ehemaligen Bundespräsidenten zum Rücktritt zwang, und der schnelle Wechsel mehrerer Bundesminister in die Wirtschaft für ein erneutes Aufflammen der Debatten über Ausmaß und Auswirkungen dieses gesellschaftlichen Problems. Auf russischer Seite waren es zuletzt u.a. die Entlassung des Verteidigungsministers Anatolij Serdjukov aufgrund von Korruptionsvorwürfen, dazu Bauskandale rund um die Olympischen Spiele in Sotschi und den Asiengipfel in Fernost sowie immer wieder die enge Verflechtung der politischen Führung mit Großunternehmern und Milliardären.
Korruption gilt nicht nur als kriminelle Verzerrung gemeinsamer politischer und wirtschaftlicher Regelungen, sondern darüber hinaus als grundsätzliches Hemmnis für Demokratisierung, Modernisierung und wirtschaftliche Entwicklung. Doch was genau ist Korruption und wie wird sie definiert? Wem und warum schadet Korruption tatsächlich, und wo verläuft die Grenze zwischen Lobbyismus, also der erlaubten Einflussnahme auf politische Prozesse, und dem Straftatbestand Korruption? Inwieweit und bis zu welchem Grade sind Gesellschaften bereit, Korruption in Kauf zu nehmen und selbst an ihr teilzuhaben?
Deutschland ist im internationalen Vergleich ein Land mit niedriger Korruptionsrate, Alltagskorruption zwischen einfachen Bürgern und Beamten stellt eher eine Ausnahme dar. Aber auch in Deutschland beobachten unabhängige Nichtregierungsinstitutionen übermäßig enge Verstrickungen von Wirtschaft und Politik. Bestechungsgelder bei Exportgeschäften konnten bis vor wenigen Jahren von der Steuer abgesetzt werden. Das förderte Wirtschaftskorruption, wie z. B. im Fall Siemens: Das Unternehmen bestach systematisch, um sich Aufträge im Ausland, u. a. auch in Russland, zu sichern. Weniger durch Korruption als durch Lobbyismus werden weitreichende politische Entscheidungen im Umfeld von Mandatsträgern beeinflusst. Die schwammigen Grenzen zwischen politischer Korruption und Lobbyismus wurden kürzlich besonders an den Personalien des früheren Kanzleramtschefs Ronald Pofalla, des früheren Staatsministers im Kanzleramt Eckart Klaeden und des Ex-Entwicklungsminister Dirk Niebel, die trotz lauter Kritik von den Medien und der Zivilgesellschaft kurzfristig aus der Politik in die Wirtschaft wechselten. Ein enges Geflecht an verwaltungsinternen Regelungen, Transparenzvorschriften und Controlling-Mechanismen soll das Korruptionsrisiko mindern. Zugleich bewirken spezialisierte, gegen Korruption gerichtete und permanent tätige Nichtregierungsorganisationen sowie vor allem die Beobachtung durch unabhängige Medien, dass Korruptionsversuche mit erheblichem Entdeckungsrisiko behaftet sind.
Im Gegensatz zu Deutschland gilt Russland in nahezu sämtlichen Umfragen und Studien als eines der korruptesten Länder weltweit. Neben der aus der engen Verflechtung von Wirtschaft und Politik resultierenden politischen Korruption ist auch die Alltagskorruption, unter der russische BürgerInnen im täglichen Umgang mit Polizei, Gesundheits- oder Bildungsbehörden leiden, weit verbreitet. Zwar räumten Präsident Putin und sein Amtsvorgänger Medvedev der Korruptionsbekämpfung – zumindest rhetorisch – höchste Priorität ein, jedoch ohne tatsächliche Erfolge vorweisen zu können. Trotz zahlreicher Programme und Initiativen hat das Korruptionsausmaß nicht abgenommen; stattdessen ist seit 2008 die geschätzte durchschnittliche Bestechungssumme sogar um das Sechzehnfache gestiegen (1). Das Nationale Antikorruptionskomittee beziffert den jährlichen Schaden durch Korruption auf 300 Milliarden US-Dollar, was 15% der gesamten Wirtschaftsleistung entspricht (2). Insbesondere aufgrund der zahlreichen engen und langjährigen persönlichen Verflechtungen zwischen Spitzenvertretern der politischen und wirtschaftlichen Eliten stellt sich die Frage, inwieweit der Tausch von politischer Loyalität gegen Gefälligkeiten im Laufe der Jahre als „mode of governance“ zum festen Bestandteil des politischen Systems Putins geworden ist (3). Ist vor diesem Hintergrund eine effektive Korruptionsbekämpfung überhaupt im Interesse der Staatsführung? Der Druck auf zivilgesellschaftliche Antikorruptionsinitiativen bestärkt die Zweifel daran.
Was Ursachen, Formen und Ausmaß der Korruption betrifft, ist die Ukraine in vielem mit Russland vergleichbar. Allerdings, so scheint es, sind die BürgerInnen der allgegenwärtigen Korruption insbesondere in der Politik zunehmend überdrüssig. Viele UkrainerInnen nutzten die „Euromaidan“-Demonstrationen Ende 2013, um gegen Korruption zu protestieren, und feierten die Entmachtung von Präsident Janukovitsch. Die in der Korruptionsbekämpfung zunehmend aktive Zivilgesellschaft dokumentiert den Machtmissbrauch seines Klans und sensibilisiert die Bevölkerung für das Thema. Jedoch macht sich nach anfänglicher Euphorie bei vielen AktivistInnen auch bereits Resignation breit, da viele der alten Seilschaften nach wie vor die politischen Fäden ziehen und der Kampf gegen die Korruption nur schleppend vorangeht. Zumal das politische Geschehen vom Konflikt in der Ostukraine überschattet wird.
Die Tagung stellt sich folgende Aufgaben:
Konkret sollen v.a. diese Fragestellungen erörtert werden:
Definition und Erfassung von Korruption
Voraussetzungen und Folgen von Korruption auf nationaler Ebene
Korruptionsbekämpfung: Akteure und Methoden
Ausblick
(1) vgl.: http://www.public.ru/corruption_2014/
(2) vgl.: Robert Orttung: Corruption in Russia, in: Russian Analytical Digest 144, 15 March 2014.
(3) illustrativ: http://www.reuters.com/investigates/russia/#article/part1
Freitag, 7. November 2014
13.00 Anmeldung und Registrierung
14.00 Begrüßung
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Stefan Melle, Deutsch-Russischer Austausch, Berlin
14.15 Korruption: Schneller Vorteil, kriminelles Geld?
Begriffsbestimmung, Ursachen, Verbreitung und Folgen von Korruption in Russland, Deutschland und der Ukraine
Das einleitende Panel bietet einen umfassenden Überblick und widmet sich der Definition und den Erscheinungsformen von Korruption. Im Zentrum steht die Frage, was sie im jeweiligen Länderkontext bedeuteten, welche Formen existieren, wie weit diese verbreitet sind und wo die Grenzlinien zum Lobbyismus gezogen oder gesehen werden.
16.00 Pause
16.30 Jeder ist sich selbst der Nächste?
Korruptionspraktiken im Alltag als Spiegel der Haltung zum Gemeinwesen
Das zweite Panel beleuchtet konkrete Korruptionspraktiken im Alltag. Die Voraussetzungen und Funktionsweise, die Profiteure und Betroffenen der Alltagskorruption in verschiedenen Bereichen (z.B. Bildung, Gesundheit, Miliz usw.) sollen hierbei ebenso aufgezeigt werden wie deren soziale wie gesellschaftspolitische Folgen.
18.30 Gemeinsames Abendessen
21.00 Ende der Veranstaltung
Samstag, 8. November 2014
09.30 Einführung in die Arbeitsforen
10.00 Arbeitsforum A: Bildungsauftrag Ehrlichkeit?
Die individuelle Absage an Vorteile durch Korruption beruht oft auf ethischen Überzeugungen und Werten. Wie (weit) kann eine solche Kultur der bewussten Korruptionsverweigerung gefördert werden? In diesem Arbeitsforum wird über die ethische und normative Dimension von Korruption diskutiert und es wird erörtert, wie Bildung, Aufklärung und Sensibilisierung konkret als präventive Korruptionsmaßnahme eingesetzt werden können – und in welchem Verhältnis sie zur Wirksamkeit von Strafandrohungen stehen.
10.00 Arbeitsforum B: Wirtschaft und Politik - zwischen Interessengemeinschaft und Konflikt
Das zweite Arbeitsforum beschäftigt sich mit den Verflechtungen von Wirtschaft und Politik. Wo entstehen hier regelmäßig Interessenkonflikte und mit welchen Mitteln reagieren die Behörden? Stimmt die These, dass Antikorruptionsmaßnahmen wirkungslos bleiben, solange die Staatsspitze korrupt bleibt? Anhand bekannter Korruptionsskandale in den drei Ländern soll diskutiert werden, inwieweit diese eine tatsächliche Bekämpfung von Korruption zeigen oder aber Inszenierungskampagnen oder gar Mittel zur politischen Diskreditierung. Es soll überlegt werden, mit welchen Mitteln und Strategien sich enge Verbindungen auf hoher wirtschaftspolitischer Ebene besser vorbeugen und beschränken ließen, z. B. durch eindeutigere Korruptions- und Lobbyismusregelungen, Karenzzeiten etc.
10.00 Arbeitsforum C: Weniger Korruption durch stärkere Medien?
Das dritte Arbeitsforum geht der Frage nach, inwieweit die Medien durch stärkere Kontrolle mehr Transparenz herstellen können und so zur Korruptionsbekämpfung beitragen. Investigative Journalisten können zunehmend auf digitale Informationstechniken zugreifen, um Korruption aufzudecken und Missbrauch öffentlich zu machen. Allerdings stehen die Medien zunehmend unter Druck, sei es von staatlicher oder ökonomischer Seite, wodurch ihre Unabhängigkeit und ihre Arbeit gefährdet sind. Dieses Arbeitsforum stellt sich auch der Frage, ob die institutionellen
Voraussetzungen für die angestrebte Wächterrolle der Medien hinreichend gegeben sind – etwa im Presserecht und im Zeugenschutz. Zudem soll es neben reinen Problemanalysen auch Raum für praktischen Erfahrungsaustausch unter anwesenden Journalisten bieten.
11.30 Mittagsimbiss
12.15 Herausforderung Transparenz
Wie können zivilgesellschaftliche Akteure zur Begrenzung von Korruption beitragen?
Das letzte Panel widmet sich den Möglichkeiten der zivilgesellschaftlichen Akteure und den Risiken, denen sie unterliegen, wenn sie sich aktiv am Korruptionskampf beteiligen. Vor allem in Kontexten mit schwach ausgeprägten Institutionen und mangelnder staatlicher Korruptionsbekämpfung übernehmen zivilgesellschaftliche Akteure die Funktionen der Korruptionsaufdeckung und -prävention. Ihre Arbeit wird jedoch häufig behindert, wenn der Staat seine Interessen bedroht sieht. Es stellt sich die Frage, wie zivilgesellschaftliche Initiativen, z. B. durch Vernetzung und Wissensaustausch, aktiv gefördert werden können.
14.00 Ende der Veranstaltung
Holger-Michael Arndt wurde in Berlin geboren und hat Rechtswissenschaft mit den Schwerpunkten Öffentliches Recht, Europarecht, osteuropäische Geschichte und polnische Philologie an der Georg-August-Universität in Göttingen und der Uniwersytet Jagielloński in Krakau studiert. Danach hat er ein Ergänzungsstudium in Europarecht und Projektmanagement an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaft in Speyer abgeschlossen und ließ sich als Rechtsanwalt nieder. Bereits von 2007 bis 2009 war er als Resident-Twinning-Advisor für ein Projekt der Europäischen Union im Bereich der Korruptionsprävention in der öffentlichen Verwaltung in Warschau verantwortlich und war in diesem Themenfeld Berater im Auftrag des Europarats für die Ukraine. Seit 2011 ist er für das deutsche Bundesverwaltungsamt als Projektleiter eines multinationalen Twinning-Projekts der Europäischen Union für Montenegro zur Stärkung der nationalen Antikorruptionsbehörden und der Umsetzung der nationalen Antikorruptionsstrategie und Einführung von nationalen Integritätsplänen verantwortlich.
Nach ihrem Studium an der Universität Hamburg in Sozialökonomie und an der Universität Maastricht in European Studies war Frau Bauch Referentin bei Transparency International Deutschland e.V. Sie leitet die Arbeitsgruppe Politische Bildung von Transparency Deutschland. Zudem ist sie seit vielen Jahren ehrenamtlich im internationalen Jugendaustausch des Deutschen Youth For Understanding Komitee e.V. aktiv.
Mykola Chavronyuk ist Professor für Strafrecht und Kriminologie an der Nationalen Kiewer Taras Schewtchenko Universität, Vorstandsmitglied und wissenschaftlicher Leiter der NGO & “Zentrum für rechtliche und politische Reformen“ (Kiew). Er ist Mitglied der Kommission für Demokratieförderung und Rechtsstaatlichkeit beim Präsidenten der Ukraine (seit 2011), Mitglied der Arbeitsgruppe für Reformen der Gerichtsbarkeit beim Präsidenten der Ukraine (seit 2010), war Mitglied der Arbeitsgruppe für Humanisierung der Strafgesetzgebung beim Justizministerium (2006-2007) und ist Vorstandsmitglied der ukrainischen Anwaltskammer (seit 2000) sowie Experte des Legal Policy Research Center. Prof. Dr. Chavronyuk verfasste mehr als 20 Gesetzesentwürfe im Bereich des Straf- und Strafprozessrechts, Verwaltungs- und Verfassungsrechts und ist Autor von zahlreichen Monographien, Gesetzeskommentaren, Artikeln. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte und Interessen gelten dem Straf- und Strafprozessrecht, der Kriminologie, dem Recht der Ordnungswidrigkeiten und der Korruptionsbekämpfung.
Angelina Davydova ist Diplom Wirtschaftswissenschaftlerin, arbeitete lange Zeit in führenden russischen Medien (u.a. Kommersant, The St. Petersburg Times, Expert, Rundfunksender Echo Moskau) und war Stipendiatin von Reuters in Oxford (Reuters Institute for the Study of Journalism). Seit 2006 ist sie Projektleiterin für Umwelt- und Klimaprojekte beim Deutsch-Russischen Austausch in St. Petersburg und Berlin. Sie organisiert Trainings und Seminare für Vertreter der russischen Medien und Austauschprojekte für Journalisten. Außerdem war sie Leiterin des Moving Baltic Sea Festivals 2008 in St. Petersburg, das junge Umwelt- und Kulturinitiativen im ganzen Ostseeraum zusammenbrachte. Seit Dezember 2008 nimmt Angelina Davydova als eine der russischen Beobachterinnen an den UNO-Verhandlungen zum Klimaschutz (UNFCCC) Teil. Sie unterrichtet Journalismus an der St.-Petersburger Staatlichen Universität.
Dr. Peter Glinder ist Abteilungsleiter beim Rechnungsprüfungsamt der Landeshauptstadt Stuttgart und Leiter der städtischen zentralen Antikorruptionsstelle. Außerdem ist er als Lehrbeauftragter an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg tätig. Seit 2010 leitet er ein Kooperationsprojekt zwischen der Duma der Region Samara und der Landeshauptstadt Stuttgart auf dem Gebiet der Korruptionsprävention.
Andrey Kalikh ist Mitarbeiter des Zentrums für Förderung von Demokratie und Menschenrechten (Moskau, Sankt Petersburg). Er arbeitet als Journalist (Nowaja Gazeta, Deutsche Welle) und ist Verfasser von zahlreichen Publikationen und Analysen zu Themen wie Menschenrechte im Militärapparat, Aufbau zivilgesellschaftlicher Kontrolle von Militärstrukturen, Korruption im Militärsektor und Förderung des alternativen Freiwilligendienstes. Andrey Kalikh war an internationalen Forschungsprojekten in den Bereichen Menschenrechte im Militärsektor und Transformationsprozesse von Militärstreitkräften in der Russischen Föderation und im internationalen Kontext beteiligt. Als Fellow des John Smith Trust erstellte er 2010 eine Studie über die Wechselwirkungsbeziehung zwischen Menschenrechtsverletzungen und Korruption in Russland und war 2013 Mitautor einer Fallstudie über den Zusammenhang von Korruption und der Verletzung von Bürger- und Freiheitsrechten im heutigen Russland.
Walter Kaufmann, Osteuropahistoriker und Slawist, Leiter des Referats Ost- und Südosteuropa der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin. 2002-2008 Leiter des Regionalbüros Südkaukasus der Stiftung in Tbilisi. Seit Anfang der 90er Jahre in der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit mit Osteuropa engagiert mit den Schwerpunkten auf Geschichtspolitik, Menschenrechten, demokratischer Öffentlichkeit und Konfliktbearbeitung.
Oleg Khomenok ist Senior Media Advisor des Internews Network und Koordinator des SCOOP Projektes in der Ukraine. Er besitzt über 20 Jahre Erfahrung auf den Gebieten Journalismus, Medienbildung, investigative Berichterstattung und Medienunterstützung in der postsowjetischen Medienlandschaft. Oleg Khomenok hat über 8 Jahre als Investigativ-Journalist zu politischen Kampagnen und ethnischen Minderheiten auf der Krim gearbeitet. Er ist einer der Initiatoren des Projektes YanukovychLeaks - einer Website, auf der Dokumente aus der Janukovitsch-Verwaltung analysiert und veröffentlicht werden. Er ist Gründer des Zentrums für Information und Presse und des Regionalen Instituts für Entwicklung der Presse, zwei ukrainischen NGOs, die jetzt auch Mitglieder des GIJN (Global Investigative Journalism Network) sind. In den letzten Jahren führte Oleg Khomenok zahlreiche Trainings zu Techniken und Strategien der investigativen Berichterstattung in der Ukraine, Russland, Weißrussland, Moldawien und anderen Ländern im Kaukasus und Zentralasien durch.
Dr. Alexander Libman ist seit 2014 Wissenschaftler in der Forschungsgruppe Osteuropa / Eurasien an der Stiftung Wissenschaft und Politik. 2009-2014 war er Juniorprofessor für Internationale Politische Ökonomie an der Frankfurt School of Finance & Management. 2009 promovierte er im Fach Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim; 2010 erwarb er einen Doktorgrad (Dr.Sc.) an der Russischen Akademie der Wissenschaften. Seine wichtigsten Forschungsthemen sind wirtschaftliche und politische Beziehungen zwischen Ländern Eurasiens und russische subnationale Politik.
Stefan Melle ist Diplom-Musiker und studierte Osteuropastudien/Politologie in Berlin und Moskau. Von 1996 bis 2003 arbeitete er für die Berliner Zeitung, 2003-2006 als Redakteur der Sächsischen Zeitung in Dresden. 2003 Redaktion des Buches „Russland auf dem Weg zum Rechtsstaat?“ im Auftrag des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Seit 2006 Geschäftsführer des Deutsch-Russischen Austausch (DRA e.V.) Berlin. Stefan Melle leitete zahlreiche bilaterale und zivilgesellschaftliche Projekte des DRA, darunter zum Journalistenaustausch und zur interethnischen Verständigung im Nordkaukasus. Er ist Mitglied im Koordinationsrat des Zivilgesellschaftsforums EU-Russland und Leiter von dessen Projektkonsortium. Seit 2006 ist Stefan Melle zudem Mitorganisator der jährlichen Deutsch-Russischen Herbstgespräche.
Dr. Elena Panfilova ist Gründerin und Leiterin von Transparency International Russland, und seit Oktober 2014 Vizepräsidentin von Transparency International. Sie promovierte an der politisch-historischen Abteilung der Staatlichen Moskauer Lomonossow Universität und an der diplomatischen Akademie des russischen Außenministeriums. Als Forscherin und Projektmanagerin arbeitete sie u.a. für das Institute for Economy in Transition und die OECD. Von Februar 2009 bis April 2012 war sie als Mitglied des Rates zur Förderung zivilgesellschaftlicher Institutionen und der Menschenrechte beim Präsidenten der Russischen Föderation aktiv. Seit Februar 2012 ist Frau Panfilova Mitglied der Regierungskommission zur Entwicklung transparenter Verwaltungsstrukturen. Sie gehört seit Februar 2011 dem Vorstand von Transparency International an. Die Schwerpunkte der Arbeit von Elena Panfilova liegen auf der Entwicklung von Antikorruptionsstrategien für Demokratien im Transformationsprozess, der Korruptionsforschung, der Anti-Korruptionsgesetzgebung, der Informationsfreiheit, sowie dem Monitoring der Rechtsanwendung von Antikorruptionsgesetzgebung und dem Monitoring sowie der Forschung im Bereich politischer Korruption.
Dr. Rüdiger Reiff leitet seit Oktober 2011 die Zentralstelle „Korruptionsbekämpfung“ bei der Generalstaatsanwaltschaft Berlin Er führt die Fachaufsicht über die Spezialabteilung Korruptionsdelikte der Staatsanwaltschaft und ist als Leiter der aus Fachleuten aus allen Bereichen der Berliner Verwaltung bestehenden Anti-Korruptions-Arbeitsgruppe für die Erstellung von Strategien und Richtlinien zur Bekämpfung von Korruption zuständig. Zuvor war er in verschiedenen Bereichen der Berliner Justiz tätig, unter anderem als Staatsanwalt zur Verfolgung von Kapitalverbrechensdelikten und im Bereich der Jugendkriminalität. Den überwiegenden Teil seiner staatsanwaltschaftlichen Laufbahn hat er mit der Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität verbracht, zunächst als mit der Bearbeitung von Großverfahren aus dem Bereich des kaufmännischen Großbetrugs betrauter Dezernent, anschließend als Abteilungsleiter.
Vladimir Rimski studierte Mathematik am Moskauer Staatlichen Pädagogischen V. I. Lenin-Institut (heute Moskauer Pädagogische Staatsuniversität). Seit Dezember 1991 ist er Mitarbeiter der INDEM-Stiftung (Information Science for Democracy) in Moskau, die sich mit Korruptionsforschung befasst. 1999 übernahm er dort die Leitung der Abteilung für Soziologie. Zu seinen wissenschaftlichen Forschungsgebieten zählen politische Soziologie, Rechtssoziologie und Korruption. Zudem ist er als Politik- und Unternehmensberater, politischer Analyst und politischer Journalist tätig. V. Rimskij hat über 100 wissenschaftliche Arbeiten in den Fachgebieten Mathematik, angewandte Statistik, politische Soziologie, Korruption, Rechtssoziologie und Politikwissenschaften verfasst. Als Experte in den o.g. Bereichen tritt er regelmäßig in führenden russischen Medien auf.
Wolfgang Schaupensteiner verfügt als Rechtsanwalt, Richter und Staatsanwalt über jahrzehntelange Erfahrung in Wirtschaftsstrafsachen. Seit 1987 Sonderdezernent zur Korruptionsbekämpfung bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main übernahm er 1997 die Leitung der bundesweit ersten Schwerpunktabteilung gegen Korruption und Submissionsabsprachen. Durch die Aufdeckung der sog. Frankfurter Korruptionsaffäre und zahlreicher Bestechungsskandale in der staatlichen Verwaltung und der Privatwirtschaft rückte er die von dem Korruptionsphänomen ausgehenden Gefahren in das öffentliche Bewusstsein. Er gilt als Initiator des Korruptionsbekämpfungsgesetzes von 1997. Über präventive und repressive Strategien zur Bekämpfung von Korruption und anderen Formen der Wirtschaftskriminalität hat Wolfgang Schaupensteiner vielfach publiziert sowie bei Sachverständigenanhörungen und auf nationalen und internationalen Kongressen öffentlich Stellung genommen.
Ralf Schönball, Redakteur beim Tagesspiegel, arbeitet als Reporter beim Tagesspiegel. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehören Recherchen an der Schnittstelle von Wirtschaft und Politik. Im Jahr 2001 berichtete er in einer Artikelserie über die Schieflage der Bankgesellschaft Berlin sowie der Affäre um eine Parteispende in der CDU, die zum Rücktritt der damaligen großen Koalition aus CDU und SPD führte. Für die Recherchen erhielt er den Wächterpreis der Tagespresse. In der Nähe von Bonn geboren, wuchs er in Genf/Schweiz auf. Nach einem Studium der Germanistik, Romanistik und Philosophie mit Schwerpunkt Hermeneutik und Psychoanalyse an der FU Berlin arbeitete er zunächst als freier Journalist bevor er Mitte der Neunziger Jahre in die Redaktion des Tagesspiegel aufgenommen wurde, wo er bis heute tätig ist.
Andrey Schubin absolvierte die staatliche Universität Higher School of Economics in Moskau in der Fachrichtung Rechtswissenschaften und dem Schwerpunkt internationales öffentliches Recht. Seit 2006 ist Herr Schubin in verschiedenen Funktionen in der gesamtrussischen Nichtregierungsorganisation für kleine und mittlere Unternehmen „OPORA Rossii“ aktiv. Im Rahmen seiner Tätigkeit bei „OPORA Rossii“ war er u. a. für die Analyse der Gesetzesvorhaben im Bereich der Regulierung von Unternehmenstätigkeit, der Rechtsanwendung im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen, der aktuellen Probleme von Unternehmen in Russland sowie die Ausarbeitung von Gesetzesreformen zur Regulierung unternehmerischer Tätigkeit zuständig. Seit Februar 2013 ist Herr Schubin geschäftsführender Direktor bei „OPORA Rossii“.
Halyna Senyk ist Mitglied des Vorstands des Anti-Corruption Action Center (Ukraine) und Gründerin von PEPWATCH. PEPWATCH ist eine NGO, die sich mit der Bekämpfung von Geldwäsche durch PEP (Poltically Exposed Persons) beschäftigt und Korruption als den größten Korrosionsfaktor ansieht, der Entwicklung und Staatsaufbau hemmt. PEPWATCH hat 2013 in Kooperation mit dem Anti-Corruption Center die Website www.yanukovich.info gestartet und beteiligt sich an der Rückführung gestohlener öffentlicher Güter in den Staatshaushalt der Ukraine. Frau Senyk ist Expertin auf dem Gebiet der Menschenrechte und des internationalen öffentlichen Rechts mit umfassenden Kenntnissen in den Bereichen Entwicklung von Zivilgesellschaft, Interessensvertretung und Politikkotrolle. Sie hat mehrere Jahre Arbeitserfahrung in der Verteidigung der Bürgerrechte bei Human Rights Watch, Amnesty Internatioanl, International Council of Human Rights Policy und dem International Center on Immigration Policy Development.
Anna Sevortyan, ehemalige Leiterin des russischen Büros von Human Rights Watch, hat über 15 Jahre Arbeitserfahrung in den Bereichen Entwicklung der Zivilgesellschaft und Menschenrechte im postsowjetischen Raum. Sie war Stipendiatin des Galina Starovoitova Programms des Wilson Zentrums in Washington und stellvertretende Leiterin des Zentrum für Demokratieförderung und Menschenrechte in Moskau. Frau Sevortyan hat an über 40 Forschungsprojekten teilgenommen. Ihre Publikationen erscheinen in russischer und englischer Sprache. Sie ist Absolventin der John. F. Kennedy School of Government, Harvard Kennedy School, und der journalistischen Fakultät der Staatlichen Universität Moskau.
Roland M. Stein absolvierte sein rechtswissenschaftliches Studium an den Universitäten in Heidelberg, Leeds und Frankfurt am Main (Dr. iur. und LL.M. Eur.) mit Spezialisierung auf internationales und europäisches Wirtschaftsrecht. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen das Vergaberecht, das internationale und europäische Zoll- und Außenhandelsrecht sowie das Exportkontrollrecht. Im Vergaberecht berät er sowohl öffentliche Auftraggeber als auch Bieter; ein besonderer Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt dabei auf Compliance. Er verfügt über umfangreiche Erfahrungen im europäischen und deutschen Verbrauchsteuerrecht.
Andrey Sukhotin absolvierte das Moskauer Institut für Steuern mit dem Studienschwerpunkt Rechtswissenschaften und dem Abschluss Jurist für bürgerliches Recht. Er promoviert derzeit an der Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften auf dem Fachgebiet Rechtswissenschaften. Seit 2010 ist A. Sukhotin Korrespondent der Investigativ-Abteilung der Zeitung „Novaja Gazeta“. Er ist auf Wirtschaftsstraftaten in den Bereichen staatliche Aufträge, Boden- und Vermögensverhältnisse, Kredit- und Finanzwesen, Unternehmenskonflikte und feindliche Übernahmen spezialisiert.
Dr. Konstantin Terekhov ist Mitglied der Moskauer Anwaltskammer und Doktor der Rechtswissenschaften. Seine Fachgebiete sind Zivil-, Straf- und Öffentliches Recht. K. Terekhov ist Anwalt des Projektes RosEvroSud, in dessen Rahmen kostenlose Rechtsberatung und Rechtsvertretung für russische Bürger vor dem Europäischen Gericht für Menschenrechte durchgeführt werden. Von 2001-2013 war er Mitarbeiter des „Rospil“ Antikorruptionsprojektes von Alexey Nawalny, das die öffentliche Auftragsvergabe und öffentliche Haushalte kontrollierte. Zu seinen Tätigkeiten zählten hier vor allem die Einreichung und die rechtliche Begleitung von Beschwerdefällen beim Föderalen Antimonopoldienst.
Annegret Wulff leitet bei MitOst e.V. das Theodor-Heuss-Kolleg, in dem junge Erwachsene aus mehr als 25 Ländern zu gesellschaftlicher Teilhabe motiviert und in ihrem Engagement qualifiziert werden. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet sie im Feld der bürgerschaftlichen Bildung und hat mehrere Bildungsprogramme, unter anderem in Russland, initiiert. Im Auftrag der Stiftung EVZ verfasste sie 2006 eine Studie zu „Demokratiebildung in Russland“. Sie studierte Slavistik und Betriebswirtschaftslehre in Potsdam und Smolensk.