Französische Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte
Deutsch-Russischer Austausch e.V.
Evangelische Akademie zu Berlin
Mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung
des Diakonischen Werks der EKD und
der Bundeszentrale für Politische Bildung
Die diesjährigen Herbstgespräche werden sich mit den in den letzten Jahren entstandenen Bürgerbewegungen in Russland und Deutschland beschäftigen und in diesem Zusammenhang auch den Einfluss der sozialen Medien auf die Politisierung von Themen und Gruppen diskutieren.
Russland und Deutschland haben in den vergangenen Jahren merkliche Veränderungen in den Mechanismen der öffentlichen Meinungsbildung, der politischen Artikulation und des zivilgesellschaftlichen Engagements stattgefunden. Ausgelöst durch regionale oder lokale Konflikte und verstärkt durch die neuen Informations-, Diskurs- und Mobilisierungs-möglichkeiten des Internets, traten starke Bürgerbewegungen auf, die direkten Einfluss auf gesellschaftliche Entscheidungsprozesse einfordern und durchsetzen. Oftmals sind sie mit Fragen der Ökologie und Stadtentwicklung verbunden, zudem aber auch mit Grundsatzfragen der Demokratie und Regierungsführung. Pauschalbegriffe wie „Wutbürger“, mit denen die Medien das Phänomen beschrieben, verengten es dabei auf den bloßen emotionalen Protest.
Die markantesten Bürgerbewegungen bildeten sich mit den Auseinandersetzungen um jeweils große Infrastrukturprojekte – den Bahnhofsumbau „Stuttgart 21“ in Baden-Württemberg und den Bau einer Maut-Autobahn durch den Chimki-Wald am Stadtrand von Moskau. Beide Fälle wirkten weit über die betroffenen Kommunen hinaus auf das politische Bewusstsein im jeweiligen Land. In Russland entstanden außerdem unter anderem die Bewegung gegen den Gasprom-Tower im historischen Zentrum St. Petersburgs und die Bewegung der „Blauen Eimer“ gegen Verkehrsprivilegien regierungsnaher Spitzenpolitiker und Prominenter – Manifestationen nicht nur gegen die Negierung von Bürgerinteressen im städtischen Kontext, sondern auch gegen Machtmissbrauch. In Deutschland hat beispielsweise allein Berlin in nur drei Jahren Bürgerbewegungen aufgrund von Streitfragen wie der Bebauung des Spreeufers „Mediaspree“, der Einführung von Ethik- bzw. Religionsunterricht in Schulen und der Lärmbelastung durch den Flughafen Schönefeld erlebt.
Zugleich entstanden spezifische Formen von politisch relevanter Bürgerselbstorganisation im Internet. Dabei geht es nicht nur um die Aufdeckung brisanter oder geheimer Informationen über diverse Foren für „Whistleblower“ wie Wikileaks und dessen deutsche Abspaltung openleaks. Es geht auch um Plattformen zur schnellen Mobilisierung großer Bevölkerungsgruppen für eine öffentliche Positionierung, etwa das deutsche Portal Campact.de! für Demonstrationen und Unterschriftensammlungen oder russische Umweltforen wie Ecowiki.ru, über die sich 2010 angesichts der horrenden Waldbrände Freiwillige zum Feuerlöschen zusammen fanden. Und es geht um investigative Rechercheure – solche wie den russischen Juristen und Blogger Aleksej Navalnyj, dessen Anti-Korruptionsportal „Rospil“ ihn zum überaus populären, Robin-Hood-artigen Helden der russischen Internet-Community machte, und solche wie die binnen Tagen aufgetauchten Wiki-Gemeinschaften Guttenplag und Vroniplag, die komplexe Plagiat-Überprüfungen professionell organisierten. Sie alle erwiesen sich als Katalysator und Kristallisationspunkt, über den Unzufriedene sich schnell und unabhängig verbinden und engagieren konnten – und dabei den Regierenden offensichtlich ihre Grenzen aufzeigen konnten.
Die neuen Formen der Einmischung bewirkten bereits spürbare, zum Teil einschneidende politische Folgen: So trug die Bewegung gegen Stuttgart 21 in Baden-Württemberg erheblich zum ersten Machtverlust der CDU nach über 50 Jahren und zur Wahl des ersten grünen Ministerpräsidenten in Deutschland bei. Durch die Plagiat-Rechercheure verloren mehrere Politiker, darunter der prominenteste deutsche Minister, Doktortitel und Ämter. In Russland führte „Rospil“ mehrfach zur Rücknahme korruptionsverdächtiger staatlicher Ausschreibungen, verhinderte die Bewegung gegen den Gasprom-Tower dessen Bau im Petersburger Zentrum und erreichten die Chimki-Waldschützer 2010 einen von Präsident Medvedev persönlich verhängten Baustopp.
Doch war es signifikant, dass die Erfolge der Chimki-Waldschützer ebenso vorübergehend blieben wie die der Gegner des Untergrundbahnhofs Stuttgart 21 – sie scheiterten an bestehenden Rechtsregularien und Entscheidungsstrukturen. Das Informationsportal www.election2012.ru ru hat eine riesige Materialsammlung zu Wirtschaftsinteressen und –verbindungen der führenden russischen Politiker offengelegt, mit dem Hinweis auf deren Korruptionspotential – bisher hat dies keinerlei relevante Wirkung in der Gesellschaft gezeigt. Nicht zuletzt rücken die bevorstehenden Dumawahlen im Dezember und die zum Teil sehr durchsichtigen Manöver zur Durchsetzung der erwünschten Wahlergebnisse in den Blick sowie der Widerspruch, in dem sie gegenüber den wachsenden Initiativen gegen die Volksferne, Selbstbezüglichkeit und Korruption der Eliten stehen.
Dies bekräftigt nur die weiter reichenden Fragen, die sich aus den neuen bürgerschaftlichen Initiativen auf den Straßen und im Internet ergeben und die von den 16. Deutsch-Russischen Herbstgesprächen von Vertretern markanter neuer Initiativen und einflussreiche Blogger, Soziologen und Politiker aus Russland und Deutschland diskutiert werden sollen.
Ziele der Tagung:
Stefan Melle Dr. Rüdiger Sachau
Deutsch-Russischer Austausch Evangelische Akademie zu Berlin
Freitag, 4. November 2011
14.30 Uhr Begrüßung
15.00-16.30 Uhr Chimki und Stuttgart21: neue Bürgerbewegungen für Städte und Umwelt
Inwieweit haben Bürgerbewegungen die Legitimität, formal bereits absolvierte Bürgerbeteiligungsverfahren neu einzufordern?
Moderation: Stefan Melle, Deutsch-Russischer Austausch
16.30-17.30 Kaffeepause
17.00-18.30 Uhr Rospil, Ecowiki, Guttenplag: Internetinitiativen als Treibkräfte der modernen Bürgergesellschaft
Moderation: Sergej Sumlenny, Deutschland-Korrespondent der russischen Wirtschaftszeitschrift „Expert“
18.45 – 20.00 Uhr Dokumentarfilm-Ausschnitte zur Chimki-Waldbewegung und zu Stuttgart 21
19.30 - 22.00 Uhr Abendessen
Samstag, 5. November 2011
10.00-11.30 Uhr Runde Tische / Arbeitsforen
Runder Tisch A: Blogger als investigative Kraft
Teilnehmer u.a.: Konstantin Terekhov, Jurist; Martin Heidingsfelder, Gründer VroniPlag; Christian Spahr, Pressesprecher BITKOM e.V., Mitherausgeber von Studien zu Netzgesellschaft und Online-Journalismus
Moderation: Angelina Davydova (DRA/Russisch-Deutsches Büro für Umweltinformation RNEI)
Runder Tisch B: Chancen und Grenzen der Wirkung der neuen Initiativen auf andere gesellschaftliche Gruppen
Teilnehmer u.a.: Prof. Hans Vorländer, Politikwissenschaftler, TU Dresden; Dmitrij Kokorin, Direktor für Entwicklung Memorial Moskau; Elena Belokurova, Politologin, Europäische Universität St. Petersburg, Dmitrij Vorobjev, Soziologe, St. Petersburg
Moderation: Jens Siegert, Heinrich-Böll-Stiftung Moskau
Runder Tisch C: Bürgerschaftliche Selbstorganisation durch neue Medien
Teilnehmer u.a.: Tatjana Kargina, EcoWiki; Marina Litvinovich, Best Today; Günter Metzges, Campact.de
Moderation: Nick Reimer, Chefredakteur des Online-Magazins "Klimaretter.info"
11.30-12.00 Kaffeepause
12.00 – 13.00 Uhr Stimme erheben, Stimme abgeben: Herausforderungen durch die neuen Bürgerbewegungen an die repräsentative Demokratie
Moderation: Christian Esch, Russland-Korrespondent der Berliner Zeitung
13.00 Uhr Schlusswort und Verabschiedung
Anschließend Mittagsimbiss
Ministerialdirektor im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg Hartmut Bäumer studierte Rechtswissenschaften in Tübingen und Frankfurt. Nach Abschluss seines Studiums 1977 arbeitete er zunächst als Rechtsanwalt in Frankfurt am Main und anschließend als Richter am Arbeitsgericht Offenbach. 1983 wurde er Mitglied der Grünen und 1986 Abgeordneter des Bayrischen Landtags. In den 90er Jahren war Hartmut Bäumer Regierungspräsident in Gießen und engagierte sich besonders für eine Verwaltungsreform. Im Jahr 2000 war er Gründungspartner von BRIDGES, Public Management Consulting GmbH, Berlin. 2001 wurde er von der nordrhein-westfälischen Landesregierung in die Kommission „Zukunft des öffentlichen Dienstes“ berufen. 2005 war er Mitglied der Enquete-Kommission des Berliner Abgeordnetenhauses „Eine Zukunft für Berlin“.
Betreuer der Internet-Öffentlichkeitsarbeit für „Stuttgart 21“ Tobias Raff wurde am 19. Mai 1974 geboren. Seit seinem 18. Lebensjahr ist er politisch aktiv. Als Mitglied des Bündnis 90/ Die Grünen engagiert er sich im Widerstand und unterstützt dessen Organisation gegen Stuttgart 21. Diesbezüglich ist Tobias Raff auch Mitbetreuer der Internet-Öffentlichkeitsarbeit zu „Stuttgart 21“. Auf seinem Blog www.tobias-raff.org veröffentlicht er außerdem Stellungnahmen zu brisanten politischen Themen. Hauptberuflich ist Tobias Raff als selbstständiger Unternehmer in der Immobilienverwaltung tätig.
Leiterin der „Bewegung zum Schutz des Chimki-Waldes“ Jevgenia Chirikova wurde 1976 in Moskau geboren. Ende der 1990er zog sie mit ihrer Familie nach Chimki, um die Kinder in einer natürlichen Umgebung aufwachsen zu lassen. Im Jahre 2000 schloss sie ihr Ingenieurs- und Wirtschaftsstudium am Moskauer Luftfahrtinstitut ab, fünf Jahre später die Akademie für Volkswirtschaft bei der Regierung der Russischen Federation, wodurch sie den „Master of Business Administration“ erhielt. Nach einem Spaziergang im Chimki-Wald und der Erkenntnis, dass eine neue Straße durch den Wald gebaut werden sollte, begann sie ihr Engagement zum Schutz des Chimki-Waldes. Nach einem offenen Brief und einer Videobotschaft an Dmitrij Medvedev kandidierte sie bei den Bürgermeisterwahlen von Chimki. Heute ist Evgenia Chirikova Leiterin der „Bewegung zum Schutz des Chimki-Waldes“, sowie seit Ende 2010 Vorsitzende des Koordinationsrates aller regionalen gesellschaftlichen Organisationen der Russischen Föderation.
Leiter der Umwelt-NGO Ecom Alexander Karpov ist Doktor der Biologie und Direktor der Umwelt-NGO „Ecom“ in St.Petersburg. Bereits mehrere Publikationen zu Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe und der Weiterentwicklung von Wissenschafts- und Produktionsvereinigungen wurden von ihm veröffentlicht. Die Organisation von Konferenzen, Seminaren und Expertengesprächen, sowie öffentlicher Anhörungen stellen einen grundlegenden Teil seiner Arbeit dar. Im Rahmen von Ministerkonferenzen auf OECD und OSCE Ebene ist Alexander Karpov Ansprechpartner für ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung, sowie für Sicherheit und Kooperation in Europa. Als Experte der Kommission für Stadtwesen und ökologische Fragen der gesetzgebenden Versammlung St.Petersburg war er an der Ausarbeitung von zwei bestehenden Gesetzen der Stadt beteiligt. Zudem ist Alexander Karpov als Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Naturwissenschaftler St. Petersburg, sowie als Vorstandsmitglied beim „Zentrum für die Weiterentwicklung nichtkommerzieller Organisationen“ tätig.
Blogger und Analyst bei netzpolitik.org; Mitorganisator von re:publica Markus Beckedahl betreibt seit 2002 das Blog www.netzpolitik.org mit dem Themenschwerpunkt Politik in der digitalen Gesellschaft. Der Blog zählt zu den reichweitenstärksten im deutschsprachigen Raum und wurde mehrfach ausgezeichnet. 2003 gründete er zusammen mit Andreas Gebhard die newthinking communications GmbH, eine Agentur für Open Source Strategien mit Sitz in Berlin, zu deren Aufgaben die Entwicklung von Kampagnen- und Kommunikationsstrategien, sowie die Mitorganisation von Veranstaltungen wie „re:publica“ zählt. Darüber hinaus ist Markus Beckedahl Sachverständiger in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zu „Internet und digitale Gesellschaft“, Mitglied des Medienrates der Medienanstalt Berlin-Brandenburg und persönliches Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.
Gründer von „VroniPlag Wiki“ Martin Heidingsfelder studierte Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg. Im März 2011 war er Begründer des selbstorganisierten Plagiatsportals „VroniPlag Wiki“, bei dem er zunächst unter dem Pseudonym „Goalgetter“ tätig war. Am 4. August war er durch Indiskretionen im Internet gezwungen, mit seinem realen Namen an die Öffentlichkeit zu gehen. Heute betreibt Martin Heidingsfelder eine kleine Firma mit dem Namen „Succedeo Online Research“, welche Online-Umfragen durchführt und im Auftrag von unterschiedlichen Kunden Plagiate aufzudecken sucht.
Jurist des Antikorruptionsportals „RosPil“ Konstantin Terekhov wurde 1985 in Tomsk geboren. 2006 schloss er sein Bachelorstudium und 2008 das Masterstudium am Juristischen Institut der Polytechnischen Universität Tomsk ab. 2011 promovierte er an der Hochschule für Wirtschaft in Moskau. Zwischen 2009 und 2011 war Konstantin Terekhov als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Gesetzgebung der Regierung der Russischen Federation tätig. Im Anschluss daran nahm er seine Arbeit als Jurist bei einer Menschenrechtsorganisation auf. Seit Juni 2011 ist er als Jurist bei dem, von Aleksej Navalnij gegründeten, Antikorruptionsportal „RosPil“ beschäftigt.
Reporter für Innenpolitik bei der Zeitung “Kommersant” Oleg Kashin wurde am 17. Juni 1980 in Kaliningrad geboren. Von 2001 bis 2003 arbeitete er als Sonderkorrespondent bei der „Komsomolskaja Pravda“ in seiner Heimatstadt. Nach seinem Umzug nach Moskau war er sowohl bei den Zeitungen „Kommersant“ und „Iswestija“, als auch bei den Zeitschriften „Expert“ und „Russkij Journal“ tätig. Nach einer Anstellung als stellvertretender Chefredakteur bei der Zeitschrift „Russkaja Zhisn’“ kehrte er 2009 in das Verlagshaus „Kommersant“ zurück. Im Frühjahr 2007 beteiligte sich Oleg Kashin am „Marsch der Unzufriedenen“, was ihm nicht nur eine Verhaftung, sondern auch einen Eintrag auf der „Schwarzen Liste“ des Föderalen Schutzdienstes der Russischen Föderation einbrachte. Mithilfe seiner journalistischen Tätigkeit unterstützt Oleg Kashin antifaschistische Jugendvereinigungen sowie die Chimki-Wald-Bewegung.
BITKOM-Pressesprecher; Mitherausgeber von Studien zu Netzgesellschaft und Online-Journalismus Christian Spahr ist Pressesprecher beim Verband BITKOM in Berlin, der die deutsche IT- und Telekommunikationswirtschaft vertritt. Sein Themenschwerpunkt ist die Internetpolitik. Er ist Initiator und Mitherausgeber mehrerer Studien zur Netzgesellschaft und Mediennutzung im Internet. Als gelernter Journalist beschäftigt sich der BITKOM-Sprecher auch mit Perspektiven für den Online-Journalismus sowie Geschäftsmodellen und Sicherheitsfragen im Internet. Spahr war Wirtschaftsredakteur der „Sächsischen Zeitung“ in Dresden. Mit Russland verbinden ihn berufliche Projekte und ein Interesse für osteuropäische Politik. Er hat Unternehmenskommunikation und Romanistik studiert und das Studium mit einer sprach- und kulturpolitischen Arbeit über das Internet abgeschlossen.
Professor für Politikwissenschaften an der Technischen Universität Dresden Hans Vorländer wurde 1954 geboren und studierte Politik- und Rechtswissenschaften sowie Philosophie und Germanistik an den Universitäten Bonn und Genf. Seit 1993 hat er einen Lehrstuhl als Professor für Politikwissenschaft an der Technischen Universität Dresden inne. Prof. Dr. Hans Vorländer war und ist in verschiedenen Gremien als Experte tätig, so beispielsweise bis 2005 als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundeszentrale für politische Bildung sowie seit 2007 als Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung (ZVD) an der TU Dresden. Er ist Gründer und Sprecher des Dresdner Sonderforschungsbereiches 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“.
Direktor für Entwicklung bei „Memorial Moskau“ Dmitrij Kokorin wurde 1979 geboren. Er studierte an der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität Moskau und absolvierte das Masterstudium an der Moskauer Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit 2009 ist er Leiter für Entwicklung bei der Internationalen Gesellschaft „Memorial“. Dmitrij Kokorin war Unterstützer bei der Schaffung einer deutschsprachigen Übersichtskarte der sowjetischen Gulags (www.gulag.memorial.de) und ist Kurator des Online-Projekts „Geschichtsstunden“ (www.urokiistorii.ru). Bei dem Moskauer Internationalen offenen Buchfestival war er Mitglied in der Kuratorengruppe. Zu seinen Forschungsinteressen zählen historische Soziologie, soziale Theorien, sowie Nachforschungen auf dem Gebiet des historischen Gedächtnisses.
Politologin; wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Politikwissenschaften und Soziologie der Europäischen Universität in St.Petersburg Elena Belokurova studierte 1991 - 1996 Soziologie an der Staatlichen Universität St.Petersburg. Im Anschluss daran studierte sie an der Europäischen Universität St.Petersburg an der Fakultät für Politikwissenschaften und Soziologie, wo sie zum Thema Zusammenwirken von Nonprofit-Organisationen und dem Staat in Deutschland und Russland promovierte. 2000 hat sie ihre Doktorarbeit an der Russischen Akademie der Wissenschaften am Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen verteidigt. Seit 2000 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der Europäischen Universität tätig. Nahm an mehreren internationalen Forschungsprojekten in Bereichen Zivilgesellschaft, regionale Politik und Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland teil. Seit 2008 ist sie die stellvertretende russische Direktorin des Zentrums für Deutschland- und Europastudien.
Soziologe; wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums unabhängiger soziologischer Forschungen St. Petersburg Dmitrij Vorobjev studierte von 1991 bis 1997 Geologie an der Staatlichen Universität St. Petersburg. Danach besuchte er am Smolnyj Institut der freien Wissenschaften und Künste Kurse für Ökologie, Postmoderne Theorien und Wirtschaft. Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter a des Zentrums unabhängiger soziologischer Forschungen (ZNSI) in St. Petersburg. Zwischen 2004 und 2006 absolvierte Dmitrij Vorobjev an der Fakultät für Politikwissenschaften und Soziologie der Europäischen Universität St. Petersburg das Masterstudium der Soziologie. Darüber hinaus war Dmitrij Vorobjev Organisator mehrerer Konferenzen und Seminare zu unterschiedlichen Themen, wie zum Beispiel zu bürgergesellschaftlichen Initiativen oder ökologischen Bewegungen.
Gründerin und Chef-Entwicklerin des Projektes „Ecowiki.ru“; Pressesekretärin der Umwelt-NGO „ECA“ Tatyana Kargina wurde am 8. März 1983 geboren. In ihrer Heimat Irkutsk setzte sie sich bereits in jungen Jahren aktiv für die Reinhaltung des Baikalsees ein. Nach ihrer Übersiedelung in die Hauptstadt Moskau versuchte sie die Trennung von Müll, sowie die Wiederverwertung gebrauchter Produkte voranzutreiben. Tatyana Kargina ist Gründerin und Chef-Entwicklerin des Projektes „Ecowiki.ru“ und für die russische interregionale ökologische NGO „ECA“ tätig. Sie hat einige Dutzend Kampagnen zu Stadtökologie, Klimawandel, Öko-Bildung und Öko-Lifestyle betreut. Unter anderem war sie 2010 und 2011 Mitorganisatorin der informellen Konferenz „Social Camp“, sowie Mitorganisatorin des Marathons für städtisches Handeln „Mach es selbst“. Zudem bietet Tatyana Kargina Seminare zu sozialen und ökologischen Themen für Jugendliche und Erwachsene an.
Politologin; Bloggerin; Gründerin und Chefredakteurin des Blogs „Best Today“ Marina Litvinovich wurde 1974 in Moskau geboren. Von 1992 bis 1998 studierte sie an der Moskauer Lomonossov-Universität an der Philosophischen Fakultät im Fachbereich „Wissenschaftsmethodologie“. Bereits vor Abschluss ihres Studiums war sie Mitbegründerin des „Russischen Journals“. Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 war sie Mitglied im Organisationsausschuss der Partei „Freies Russland“ von Irina Chakamada, sowie Koordinatorin des „Komitee 2008: Freie Wahlen“. 2005 wurde sie politische Beraterin Kasparovs und Mitglied im Föderalrat der gesellschaftlichen Bewegung „Vereinigte Bürgerfront“. Zwischen 2006 und 2008 war sie Mitorganisatorin des „Marsches der Unzufriedenen“. Heute arbeitet Marina Litvinovich als Chefredakteurin ihres selbst gegründeten Blogs „Best Today“.
Mitbegründer und im geschäftsführenden Vorstands des Online-Kampagnennetzwerkes „Campact“ Günter Metzges wurde 1971 geboren. Er hat Erwachsenenbildung und Politikwissenschaften studiert. Parallel zum Studium gründete er das Ökologische Zentrum in Verden/Aller und wirkte bei verschiedenen politischen Kampagnen mit. Das Verdener Ökozentrum ist ein Gründungszentrum für selbstverwaltete Betriebe und politische Initiativen. Von 2000 bis 2003 war Günter Metzges als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Internationale und Interkulturelle Studien (InIIS) an der Universität Bremen tätig. Im Anschluss daran nahm er an dem Marie-Curie-Fellowship Mobilitätsprogramm der EU an der University of Warwick in Großbritannien teil. Seine Dissertation mit dem Titel „NGO-Kampagnen und ihr Einfluss auf internationale Verhandlungen“ erschien 2006 im Nomos Verlag. Günter Metzges ist Mitbegründer des Online-Kampagnennetzwerkes „Campact„ (2004) und dort bis heute im geschäftsführenden Vorstand tätig.
Landesvorstandsmitglied Berlin/Brandenburg von „Mehr Demokratie e. V.“ Oliver Wiedmann ist diplomierter Sozialwissenschaftler. Er studierte an der Carl-Von-Ossietzky-Universität in Oldenburg. Bereits während seines Studiums engagierte er sich bei der globalisierungskritischen Bewegung „Attac“. Seit 2006 arbeitet er hauptamtlich für den Verein „Mehr Demokratie e. V.“, bei dem er Mitglied im Vorstand des Landesverbandes Berlin/Brandenburg ist. Seine Arbeitsschwerpunkte umfassen insbesondere Lobbyarbeit, Campaigning und politische Bildung.
Geschäftsführer des Deutsch-Russischen Austausch e. V. in Berlin Stefan Melle, geb. 1970, ist seit 2006 Geschäftsführer des Deutsch-Russischen Austausch e.V. in Berlin. Von 1988-1994 studierte er Musik in Berlin, von 1996-2001 Osteuropastudien/Politologie in Berlin und Moskau. Von 1996 bis 2003 war er als freier Mitarbeiter und Volontär bei der Berliner Zeitung, von 2003-2006 als Redakteur bei der Sächsischen Zeitung in Dresden beschäftigt. In den Jahren 1999-2001 arbeitete er an der Dauerausstellung zum Sowjetischen Speziallager in Oranienburg- Sachsenhausen mit, im Jahr 2000 am Band „Wladimir Putin - der Deutsche im Kreml“ von Alexander Rahr. 2003 übernahm er die Redaktion von „Russland auf dem Weg zum Rechtsstaat?“ im Auftrag des Deutschen Instituts für Menschenrechte.
Deutschland-Korrespondent der russischen Wirtschaftszeitschrift „Expert“ Sergej Sumlenny studierte zwischen 1997 und 2002 an der Fakultät für Journalismus der Staatlichen Lomonossov-Universität in Moskau. Ab 2001 war er vier Jahre lang für das ARD-Studio in Moskau als freier Produzent tätig. Es folgte eine Anstellung beim Wirtschaftsfernsehsender RBC TV als Chefredakteur der Nachrichtensendung „World Business“. 2005 wurde er Stipendiat des Bundeskanzlerstipendiums der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Im Jahr darauf promovierte er an der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau im Bereich Politikwissenschaften. Seine Tätigkeit als Deutschland-Korrespondent bei der russischen Wirtschaftszeitschrift „Expert“, bei der Sergej Sumlenny bis heute beschäftigt ist, nahm er ebenfalls 2006 auf. Bei dem Peter-Boenisch-Journalistenpreis 2006 belegte er den zweiten Platz.
Chefredakteur des Online-Magazins „Klimaretter.info“Nick Reimer wurde 1966 geboren. Er studierte in Freiberg, Prag und Berlin Umwelt- und Energieverfahrenstechnik. Im Wendeherbst 1989 war er Mitgründer der ersten überregionalen Umweltzeitschrift der DDR, der „Ökostroika“, zu deren Chefredakteur er 1990 gewählt wurde. Nach dem Bankrott der Zeitung arbeitete er als Journalist bei der Grünen Liga, der Berliner Zeitung und der Morgenpost in Dresden. Heute ist er Wirtschaftsredakteur der taz in Berlin. 2001 erschien seine Analyse „Die Zukunft der Umweltbewegung“, 2002 sein Foto-Lesebuch“ Als der Regen kam „zur Flut in Sachsen. Sein neuestes Buch “Wir Klimaretter - So ist die Wende noch zu schaffen“ das er gemeinsam mit Toralf Staud im Verlag Kiepenheuer und Witsch erarbeitete, wurde im Mai diesen Jahres veröffentlicht.
Leiter des Länderbüros Russland der Heinrich - Böll - Stiftung in Moskau Jens Siegert, 1960 in Salzgitter-Bad geboren, lebt seit 1993 in Moskau. Nach sieben Monaten Wehrdienst, Verweigerung und anschließend neun Monaten Zivildienst, studierte er Politikwissenschaft, Soziologie und Volkwirtschaftslehre in Marburg. Gleichzeitiges politisches Engagement in der Friedens-, der Anti-AKW-Bewegung und bei den Grünen. Nach dem Studium erst freier Journalist in Köln, dann Korrespondent in Russland. 1999 Aufbau und seither Leitung des Länderbüros Russland der Heinrich-Böll-Stiftung, die sich v.a. mit Themen wie Demokratie, Zivilgesellschaft, Geschlechterdemokratie, Ökologie und internationaler Politik beschäftigt. Regelmäßige Publikationen zu aktuellen Themen russischer Gesellschaft und Politik. Seit 2008 Autor des Russlandblogs der Heinrich Böll Stiftung: www.russlandblog.boell.de
Projektkoordinatorin beim Deutsch-Russischen Austausch e. V. in Berlin und St. Petersburg Angelina Davydova wurde 1978 geboren. Sie studierte von 1995 bis 2000 an der St. Petersburger Universität für Wirtschaft und Finanzen. Ab 1999 war sie als Journalistin bei diversen russischen Medien tätig, unter anderem bei den Zeitungen „Kommersant“ und „St. Petersburg Times“, sowie bei den Zeitschriften „Expert“ und „Ekologija i Pravo“. Mit internationalen Medien wie BBC, DeutschlandRadio, Public Broadcasting Service/USA arbeitete sie ebenfalls zusammen. Seit 2007 ist Angelina Davydova Mitarbeiterin des DRA Berlin und St. Petersburg und ist zuständig für die Projektkoordination unterschiedlicher Programme. Seit 2008 ist sie außerdem Beobachterin bei den Internationalen Klimaschutzverhandlungen der Vereinten Nationen (UNFCCC).
Russland-Korrespondent der „Berliner Zeitung“ Christian Esch wurde 1969 geboren und wuchs in Bern in der Schweiz auf. Er studierte Osteuropäische Geschichte und Volkswirtschaftslehre in Heidelberg an der London School of Economics und an der Freien Universität Berlin. Von 1997 bis 1998 war er bei der FAZ als Volontär beschäftigt, ab 1999 dann bei der Berliner Zeitung als Redakteur und stellvertretender Feuilletonchef. Seit 2008 lebt Christian Esch in Moskau und ist Korrespondent der Berliner Zeitung und der Frankfurter Rundschau.