14. Deutsch-Russische Herbstgespräche

Brauchen wir neue „Gesellschaftsverträge?

Für Deutschland wie für Russland bedeutete die globale Finanz- und Wirtschaftskrise eine Zäsur. Hier wie dort sind alte Gewissheiten und Spielregeln obsolet geworden. Hier wie dort hat die Krise existierende Strukturprobleme offengelegt und potenziert. Hier wie dort drohen die „Gesellschaftsverträge“, jener implizite Konsens darüber, was eine Gesellschaft zusammenhält, aus dem Lot zu geraten.


Der gemeinsame Themenkatalog der beiden so unterschiedlichen Länder ist durch die globale Krise größer geworden. Die 14. Deutsch-Russischen Herbstgespräche versuchten eine Standortbestimmung in schnelllebigen Zeiten, in denen Prognosen schwierig und Debatten über Richtung und Ziel der beiden Gesellschaften umso wichtiger sind: Wie steht es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den beiden Ländern? Wie ändert sich die Legitimation staatlicher und wirtschaftlicher Macht? Wie könnte, wie sollte ein neuer gesellschaftlicher Konsens aussehen? Wer kann den Dialog über einen neuen „Gesellschaftsvertrag“ in den beiden Ländern anstoßen?

Programm

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Panelist_innen

Prof. Dr. Alexander Ausan

Leiter des Instituts des Nationalen Projekts „Gesellschaftsvertrag“, Moskau

Alexander Ausan wurde 1954 in Norilsk geboren. 1979 schloss er das Studium an der Wirtschaftsfakultät der Staatlichen Moskauer Universität (MGU) erfolgreich ab. Der Kandidatur im Jahre 1982 folgte 1991 die Promotion, in der sich Alexander Ausan thematisch mit der „Selbstverwaltung in der Wirtschaft“ auseinandersetzt. Nach seiner Tätigkeit als Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (MGU), übernahm er im Jahr 2000 die Leitung des Instituts des Nationalen Projekts „Gesellschaftsvertrag“ (Moskau). Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit stützen sich u. a. auf methodische Probleme der Wirtschaftstheorien, Theorien der Selbstverwaltung und institutionelle Wirtschaft. Ausan war von 2002-2004 Ausschussmitglied des Komitees für Menschenrechte unter dem Präsidenten der Russischen Föderation; seit 2008 gehört er dem Verwaltungsrat des Instituts für moderne Entwicklung an.

Dr. Reinhard Blomert

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung GmbH

Reinhard Blomert, geboren 1951 in Rheine/Westfalen, ist Soziologe und lehrt an der Humboldt-Universität Berlin mit den Forschungsschwerpunkten Wissenschaftsgeschichte und Geschichte des Geldes. Er ist Gründungsmitglied der Studiengruppe "Zivilisation und Gesellschaft" und publizierte neben regelmäßigen Beiträgen für verschiedene Periodika eine Studie zur theoretischen Konstruktion bei Norbert Elias. Derzeit arbeitet er am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung GmbH, wo er sich u.a. mit der Beschreibung der aktuellen Finanzkrise aus verschiedenen Aspekten beschäftigt. Sein jüngster Aufsatz zu diesem Thema heißt: „Über Betriebskapitalismus, Casinokapitalismus und die Zivilisierung ökonomischer Aristokraten“ und erscheint im Frühjahr 2010 in „Realer Kapitalismus“ von Sighard Neckel.

Dr. Falk Bomsdorf

Ehem. Leiter des Moskauer Büros der Friedrich - Naumann – Stiftung

Geboren wurde Falk Bomsdorf 1942 in Dresden. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften, Slawistik und Osteuropäischen Geschichte in Marburg, München und Kiel leistete er sein Referendariat in Schleswig-Holstein und Berlin. Darauf folgte ein 1972/73 erfolgreich abgelegtes Promotionsstudium in Leningrad und Moskau. Nach einer dreijährigen Tätigkeit beim Auswärtigen Amt von 1974-1977 war Falk Bomsdorf bis 1993 beim Forschungsinstitut für Internationale Politik und Sicherheit der Stiftung „Wissenschaft und Politik“ in Ebenhausen tätig. Von 1993 bis 2006 arbeitete er für die Friedrich-Naumann-Stiftung. In Moskau übernahm er die Gründung und Leitung des Regionalbüros und setzte sich damit für die Unterstützung und Förderung der Bildung der Bürgergesellschaft in Russland ein.

Prof. Dr. Felix Ekardt

Universität Rostock - Ostseeinstitut für Seerecht, Umweltrecht und Infrastrukturrecht

Felix Ekardt, geb. 1972, ist seit 2009 Professor am Ostseeinstitut für Seerecht, Umweltrecht und Infrastrukturrecht. Zwischen 1991 und 2002 studierte er Rechts-, Sozial- und Religionswissenschaften. In diesem Zeitraum war er darüber hinaus 1996 als  wissenschaftlicher Mitarbeiter an der University of Aberdeen (Schottland) und von 1995 – 2003 in einer umweltrechtlich ausgerichteten Anwaltskanzlei tätig. Die Promotionsschrift aus dem Jahr 2000 beschäftigt sich mit Ursachen der Nicht-Nachhaltigkeit und wurde zweifach ausgezeichnet. Felix Ekardt habilitierte 2003 an der Universität Rostock in Rechtswissenschaften mit einer interdisziplinären Arbeit zur Theorie der Nachhaltigkeit. Nach einer fünfjährigen Lehrtätigkeit an der Universität Bremen ist Ekardt seit Anfang 2009 an der Juristischen Fakultät der Universität Rostock tätig. Daneben ist er Autor für viele überregionale Tageszeitungen und  betreibt Politikberatung auf Bundes- und Landesebene für verschiedene Ministerien. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen rechtliche, philosophische und soziologische Theorie der Nachhaltigkeit, Klimaschutzrecht und Umweltrecht, Theorie der Grund- und Menschenrechte und WTO-Recht.  

Dr. Ewgenij Gontmacher

Leiter des Zentrums für Sozialpolitik, Moskau

Ewgenij Gontmacher wurde 1953 geboren, 1975 schloss er ein Studium an der geographischen Fakultät der Staatlichen Moskauer Hochschule ab. Es folgte eine langjährige Mitarbeit im Zentralen Forschungswirtschaftsinstitut. 1993 leitete er das  russische Ministerium für Arbeit. In den folgenden vier Jahren nahm er die Ämter des stellvertretenden Ministers für Sozialschutz, des stellvertretenden Präsidenten für Sozialpolitik sowie der Leitung der präsidialen Verwaltung der Russischen Föderation wahr. Von 1997 war 2003 Ewgenij Gontmacher Leiter der Abteilung für soziale Entwicklung; von 2003-2004 Vizepräsident des russischen Industrie- und Unternehmensbundes. Seit 1998 ist er Wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für soziale Forschungen und Innovationen, seit 2006 Leiter des Zentrums für Sozialpolitik des Instituts für Wirtschaft. Dem Verwaltungsrat des Instituts für moderne Entwicklung gehört er seit 2008 an.

Walter Kaufmann

Referatsleiter Osteuropa/Südosteuropa/Kaukaus, Heinrich-Böll-Stiftung Berlin
    
Walter Kaufmann, geb. 1966, studierte Osteuropäische Geschichte und Slavistik in Tübingen, Wolgograd und Berlin. Er arbeitet seit 1995 in der Heinrich-Böll-Stiftung: 1995 bis 2002 als Osteuropa-Referent, 2002 bis 2008 als Gründer und Leiter des Regionalbüros Südkaukasus in Tbilisi (Georgien) und seit August 2009 als Referatsleiter Osteuropa/Südosteuropa/Kaukasus in Berlin. Er veröffentlichte Beiträge zu osteuropäischer Geschichte, Zivilgesellschaft in Osteuropa und Konflikten im Südkaukasus.

Stefan Melle

Geschäftsführer des Deutsch – Russischen Austauschs e.V.

Stefan Melle, geb. 1970, ist seit 2006 Geschäftsführer des Deutsch-Russischen Austausch e.V. in Berlin. Von 1988-1994 studierte er Musik in Berlin, von 1996-2001 Osteuropastudien/Politologie in Berlin und Moskau. Von 1996 bis 2003 war er als freier Mitarbeiter und Volontär an der Berliner Zeitung, von 2003-2006 Redakteur an der Sächsischen Zeitung in Dresden. In den Jahren 1999-2001 arbeitete er an der Dauerausstellung zum Sowjetischen Speziallager in Oranienburg - Sachsenhausen mit, im Jahr 2000 am Band „Wladimir Putin - der Deutsche im Kreml“ von Alexander Rahr. 2003 übernahm er die Redaktion von „Russland auf dem Weg zum Rechtsstaat?“ im Auftrag des Deutschen Instituts für Menschenrechte.

Dr. Andreas Poltermann

Leiter der Abteilung „Politische Bildung“ der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin

Andreas Poltermann, geb. 1951, studierte Germanistik, Geschichte, Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Göttingen und promovierte mit einer Arbeit über die Rechtsphilosophie Immanuel Kants. Es folgten weitere Veröffentlichungen zur Kritischen Theorie, zur Theorie der Geschichtswissenschaften und zur Kulturtheorie. Von 1998 bis 2008 arbeitete er als Referent für Bildung und Wissenschaft in der Heinrich-Böll-Stiftung. Seit Dezember 2008 leitet er die Abteilung Politische Bildung Inland der Heinrich-Böll-Stiftung. Daneben ist er Mitglied der Grünen Akademie und Lehrbeauftragter im Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin.

Prof. Dr. Joachim Schwalbach

Leiter des Instituts für Management der Humboldt-Universität zu Berlin

Joachim Schwalbach ist Professor für Internationales Management an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin und leitet dort das Institut für Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre in München, Southhampton und Berlin promovierte er bei den Professoren Carl Christian von Weizsäcker und Horst Albach an der Universität Bonn und habilitierte anschließend an der WHU – Otto Beisheim School of Management. Bevor Schwalbach 1993 an die Humboldt-Universität zu Berlin wechselte, hatte er einen Lehrstuhl für Entrepreneurship an der Freien Universität zu Berlin inne. Schwalbach ist regelmäßig Gastprofessor an mehreren ausländischen Universitäten, so an der Stanford Business School im Rahmen des Executive und MBA Programms, in Österreich (Wien und Krems), Frankreich (Toulouse) und in China (Peking, Guangzhou). Seine Forschungsschwerpunkte sind insbesondere: Internationalisierung von Unternehmen, Corporate Governance, Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, Unternehmensreputation und Managementvergütung. Schwalbach ist darüber hinaus Mitherausgeber diverser Fachzeitschriften, unter ihnen die Zeitschrift für Betriebswirtschaft, und organisiert regelmäßig Tagungen.

Jens Siegert

Leiter des Länderbüros Russland der Heinrich - Böll - Stiftung in Moskau

Jens Siegert wurde 1960 in Salzgitter geboren. Er studierte ab 1981  Politikwissenschaften, Soziologie und Volkswirtschaftslehre in Marburg - 1989 verlässt er die Universität als Diplompolitologe. Gleichzeitig engagierte er sich in der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung. Die kommenden Jahre ist Jens Siegert als freier Journalist - in erster Linie für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk - tätig. Ab 1993 wirkt er als Korrespondent für private, deutschsprachige Radiosender in Moskau und liefert regelmäßig Beiträge für Zeitschriften und Zeitungen im deutschsprachigen Raum. Für die Heinrich-Böll-Stiftung arbeitet Jens Siegert bereits seit 1991 – zunächst als Berater von Projekten in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. 1999 baute er das Länderbüro der Heinrich-Böll-Stiftung in Moskau auf, welches er seitdem leitet.

Prof. Dr. Natalja Subarewitsch

Leiterin des Regionalprogramms am  Institut für Sozialpolitik in Moskau

Geboren wurde Natalja Subarewitsch 1954. Der Kandidatur in der Geographie  im Jahre 1990 folgte 2003 die Promotion im selbigen Fachbereich. Neben ihrer Tätigkeit am Institut für Sozialpolitik ist sie Professorin an der Staatlichen Moskauer Universität. Natalja Subarewitsch ist in ihren Forschungen auf die sozioökonomische Entwicklung einzelner Regionen sowie auf soziale und politische Geographie spezialisiert. Sie ist Expertin der unterschiedlichen Entwicklungen in den russischen Regionen.

Prof. Dr. Tatjana Worozhejkina

Dekanin des Fachbereiches „Politikwissenschaften“ an der Staatlichen Hochschule Moskau

Tatjana Worozhejkina wurde 1953 in Moskau geboren. 1975 beendete sie erfolgreich ihr Studium am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der  Historischen Fakultät der Staatlichen Hochschule Moskau (MGU). Von 1977 – 1999 arbeitete sie am Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen. Seit 1996 ist Tatjana Worozhejkina als Dozentin an der MGU tätig; zudem hatte sie das Amt der stellvertretenden Dekanin inne. 2001 übernahm sie die Position der Dekanin des Fachbereiches „Politikwissenschaften“. Im Laufe ihrer langjährigen Tätigkeiten in der Universitätslehre hat sie Gastprofessuren in Buenes Aires, Rio de Janeiro und Washington wahrgenommen.