Grüne Hochschulen

Der Ansatz der nachhaltigen Entwicklung gewinnt auch in staatlichen Einrichtungen mehr und mehr an Bedeutung und Dringlichkeit. Hochschulen als Zentren des Wissens und der Innovation spielen dabei eine besondere Rolle. Nachhaltigkeitsaspekte finden Eingang sowohl in die Lehre als auch in das Campus-Management.

Nachhaltige Entwicklung ins Hochschulleben zu integrieren, ist sowohl in Deutschland als auch in Russland hoch aktuell. Oft wirkt dabei studentisches Engagement als Katalysator für konkrete Aktivitäten. Mit dem Projekt „Grüne Hochschulen“ unterstützt und stärkt der DRA e.V. Initiativen für den Umwelt- und Klimaschutz an russischen Hochschulen und fördert die Vernetzung und den Wissensaustausch mit Hochschulinitiativen in Deutschland.     

Im Jahr 2017 unterstützt der DRA e.V. seine Partnerorganisation Ekaplaneta dabei, mit der Initiative “Trenn mit uns!” eine Reihe von Bildungsmaßnahmen und Aktionen zu Ressourcenschutz an russischen Hochschulen zu realisieren. So wurde ein Wettbewerb zum Thema Mülltrennung durchgeführt, bei dem die teilnehmenden Student_innen ihre Kommilitonen für einen umweltbewussten Umgang mit Müll sensibilisieren und animieren sollten - z.B. durch attraktive Plakate mit Informationen zu Mülltrennung. Über 400 Studierende haben am Wettbewerb teilgenommen. Fünf Teams wurden als Gewinner_innen ausgezeichnet, zwanzig Teams werden finanziell bei der Umsetzung von konkreten Umweltprojekten gefördert.

Von den Wettbewerbsgewinnern werden Anfang März 2017 insgesamt zehn Student_innen aus Jekaterinburg und Rubzovsk (Region Altai) nach Deutschland reisen, um hier "grüne“ Hochschulen und Hochschulinitiativen zu besuchen, deren Konzepte kennenzulernen und sich mit Engagierten auszutauschen.

 

 

Aktivitäten

Unsere Gäste werden

  • Ansätze zum Nachhaltigkeitsmanagement an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberwalde kennenlernen
  • Aktivist_Innen aus Wandelbar, ein Netzwerk auf Transitioninteressen im Barnim (Brandenburg), treffen und mehr über die Einrichtungen, die für Wandel und Nachhaltigkeit in Eberswalde stehen erfahren 
  • sich durch den Besuch des Trial and Error e.V., ein Laboratorium für kreatives Aktivismus, DIY und solidarische Wirtschaft in Berlin, und verschiedener Berliner Community Gärten zum kreativem Umgang mit Bio-Müll inspirieren lassen
  • Umsetzungsansätze der Leuphana Universität Lüneburg für Nachhaltige Entwicklung im Campusbetrieb und in der Lehre sowie studentische Umwelt- und Klimaschutzprojekte kennenlernen
  • Solaranlagen der Freien Universität Berlin besichtigen und mehr zum University Allience für Sustainability Programm der FU erfahren
  • Mitarbeitern des Institut Futurs begegnen und mehr über die Konzepte der Bildung für nachhaltige Entwicklung und Zukunftsforschung lernen

 

 

 

These

In einer gemeinsamen Publikation des Netzwerks N und der Virtuellen Akademie Nachhaltigkeit (unterstützt vom Programm „Zukunftsfähige Hochschulen gestalten“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Deutschlands) werden zwei deutsche Universitäten vorgestellt, die für Nachhaltigkeit in Lehre und Wissenschaft und beim Campus-Management stehen: Die  Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und die Leuphana Universität Lüneburg.Weitere Universitäten wie die Freie Universität Berlin, die Eberhard-Karls-Universität Tübingen sowie die Universitäten Hamburg und  Kiel verfolgen beim Thema Umweltschutz nur einige ausgewählte Projekte.

Womit ist diese Schwerfälligkeit bei der Einführung von Prinzipien der Nachhaltigkeit ins Hochschulleben zu erklären?

Andreas Wanke, Leiter der Abteilung für Nachhaltige Entwicklung der FU, erklärt dies durch die Strukturträgheit der Universitäten. Die Universitäten tragen soziale Verantwortung und  erfüllen eine Reihe von sich heute im Wandel befindlichen Aufgaben. In schnelllebigen Zeiten haben die Universitäten Mühe, auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Mit dem Wandel im Bereich des Umweltschutzes ist das deutsche Ausbildungssystem aber bereits seit den 70er Jahren beschäftigt.

Viele Universitäten und Initiativen, die wir mit russischen Studenten besucht haben, verfügen bei der Erprobung von Umweltschutzstrategien also mittlerweile über 20 bis 30 Jahre Erfahrung.

In Russland sprechen wir erst noch von Plänen und Projekten. 2017 ist das Jahr des Umweltschutzes in Russland: Projekte und Aktionen, die dem Umwelt- und Klimaschutz gewidmet sind, wurden von zivilgesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Institutionen durchgeführt. Bereits im Jahr 2016 haben unsere Teilnehmer das Quest „Trenn mit uns!” ins Leben gerufen. Teams  aus Jekaterinburg und Rubzovsk haben Verträge mit der Müllabfuhr (Plastik und Papier) abgeschlossen.Bei unserem Besuch stellte sich heraus, dass die Frage der Mülltrennung auch an deutschen Universität immer noch aktuell ist. Henrik Siepelmeyer von der Leuphana Universität studiert Ökologie und versucht dort ein Zero-Waste-Konzept einzuführen.

Das deutsche Mülltrennungssystem hat den negativen Effekt, dass die Verbraucher nicht mehr über die Menge des anfallenden Mülls nachdenken.  Man muss aber den Müll nicht nur richtig entsorgen, sondern auch reduzieren.  Henrik experimentiert mit Größe und Farbe der Abfallbehälter, mit ihrer Markierung und ihrem Aufstellort und sucht nach dem System, das bei der Müllminimierung helfen könnte und so auch zur Kostenreduzierung beitragen würde. Diese Arbeit verlangt Zeit, verspricht aber für die Zukunft gute Ergebnisse.

Ein weiteres interessantes Projektbesuch ist das Trial&Error Kulturlabor unter Leitung von Ruta Vimba. Hier philosophierten wir über das Trial-and-Error-Prinzip im Leben und beim Umweltaktivismus. Im Prinzip gebe es keine Siege und Niederlagen, sondern nur Versuche und Fehler. Durch diese kann man sich vervollkommnen, lernen, Erfahrung sammeln und anschließend weiter voranschreiten. Diese Philosophie ist für die grünen Aktivisten sehr wichtig und hilft, die Probleme unserer Zeit ohne Angst anzugehen.

Mit dem Studenten der Hochschule Eberswalde Timon Becker haben wir darüber diskutiert, dass sich die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung jeden Tag auf dem Weg der Herausbildung und Besserung der Nachhaltigkeit befindet. Alle fünf Jahre erneuert die Hochschule Eberswalde ihre nachhaltige Satzung. Die Studenten versuchen die Universitätspolitik durch Initiativen zu beeinflussen.

Die Entwicklung der Nachhaltigkeit erfordert Zeit und Geduld manchmal auch etwas Hartnäckigkeit.

Heute trennen die Föderale Ural-Universität und das Rubtsovskiy Institut ihren  Papier- und Plastikmüll. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg der nachhaltigen Entwicklung. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Teilnehmer über Umwelt in ihren Leben

Andrey Rudnev,  20 Jahre alt aus Jekaterinburg, Föderale Ural-Universität

Direktstudium: Gebäudebau

Fernstudium: Rechtswissenschaft 

Leiter der Umweltbewegung „Arktische Horizonte“

Vorsitzender der „Grünen Hochschulen in Russland“.

Traum: Das Franz-Joseph-Land (Nordpol) besuchen.

Ich fing ab dem 5. Studienjahr an, mich mit Umweltfragen  zu beschäftigen. Auslöser war der  Skiausflug zum Nordpol.  Wir besuchten Seydyavrv und bauten dort einen Ökopfad. In Jamal reparierten wir die Warte. Diese erste Fahrt gab unserer Bewegung ihren Name -  Arktische Horizonte.

Mülltrennung ist nicht alles.  Wir müssen auch an der Denkweise arbeiten.

 

Margarita Dosimova, 33 Jahre alt Rubzovsk. Oberlehrerin des Lehrstuhls für Mathematik und angewandte Informatik des Rubtsovskiy Instituts  (Filiale der städtischen  Altai-Universität).

Leiterin der Bewegung „Eka“ des Lehrstuhls für Mathematik.

Traum: zu einer guten Hochschullehrerin werden und Vorlesungen im Ausland halten.

Wir haben uns mit einem Unternehmen abgesprochen. Es hat die Bäume gekauft und wir Studenten haben uns organisiert und die Bäume gepflanzt.  Auf diese Weise kämpfen wir gegen die Wüstenbildung und gegen anormal starke Winde. Wir arbeiten an einem Geoinformationssystem, das den Fortschritt bei der Wiederaufforstung aufzeichnet.

Vladimir Kuprin, 18 Jahre alt, Rubtsovskiy Institut  (Filiale der städtischen Altai-Universität), studiert Informationstechnologien.

Leiter der Bewegung „Eka“

Abgeordneter des Jugendparlaments

Seitdem ich 12 Jahre alt bin, arbeite ich in der Eventagentur meiner Eltern. Wir haben ein junges Team von Schriftstellern und Künstlern und versuchen kreative Veranstaltung zu organisieren. So haben wir zum Beispiel das Farbenfestival von Holi nach Rubtsovsk gebracht. Später haben wir mit dem gleichen Team begonnen, Umweltaktivitäten zu betreiben. Wir versuchen, den Umweltschutz als einen Familienwert darzustellen, als eine Aktivität, die Eltern und Kindern gleichermaßen Freude bereitet. Menschen wissen oft nicht, was Umweltschutz ist und lassen sich leicht von Meinungsmachern beeinflussen. Es ist manchmal schwierig, das Interesse der Menschen zu wecken. Wir versuchen, sie mit Geschenken anzusprechen. Freiwilligendienst ist ein Luxus für reiche Leute.