In Zusammenarbeit mit dem russischen Zentrum zur Entwicklung von Nichtregierungsorganisationen bietet der DRA russischen Nchtregierungsorganisationen (NGO) und Bürgerinitiativen vielfältige, kostenlose Fortbildungsmöglichkeiten im Bereich Finanzen an. So wird den NGO ermöglicht, sich selbständig Finanzierungsquellen zu erschließen, das eigene Tätigkeitsfeld zu erweitern und so ihre Handlungsautonomie zu wahren. Gleichzeitig ist es ein Ziel, den TeilnehmerInnen einen für die Nutzung moderner Fundraisingmethoden notwendigen, zielgeführten Umgang mit digitalen Medien näher zu bringen, um auf diesem Wege auch die eigene Reichweite nachhaltig zu vergrößern.
Neben dem einer breiten Öffentlichkeit zugänglichen, niedrigschwelligen Fortbildungsangebot liegt dieses Jahr ein Schwerpunkt des Projekts auf der Ausbildung von Multiplikatorinnen, die in ihren Regionen als Ansprechpartnerinnen für NGO und Bürgerinitiativen zum Thema Fundraising dienen und eigenständig Workshops und Seminare anbieten, um einen nachhaltigen Effekt auch außerhalb der Ballungszentren erreichen zu können.
Eine weitere Neuerung ist in der Fortsetzung des Projekts aus dem letzten Jahr die Beteiligung einiger NGO-Mitarbeiterinnen aus Belarus. Es soll im praktischen Versuch herausgefunden werden, in wie weit die belarussische Zivilgesellschaft von russischen Fundraising-Erfahrungen profitieren kann, um auch in Belarus engagierten AkteurInnen neue Wege aufzuzeigen. Aus diesem Grund beteiligt sich in diesem Jahr zum ersten mal die langjährige Partnerorganisation des DRA "Soziale Projekte Gomel" am Projekt.
NGO und Bürgerinitiativen spielen beim Aufbau einer funktionierenden, pluralistischen Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle. In Russland wurde die Arbeit auf diesem Gebiet in den letzten Jahren jedoch immer schwieriger. Neben geringer Anerkennung und Wahrnehmung zivilgesellschaftlichen Engagements in der Bevölkerung und einem entsprechenden Defizit im Verständnis für Spenden und Wohltätigkeit spiegeln sich auch Faktoren wie die Wirtschaftskrise in einem Rückgang von Zuwendungen durch Unternehmen in der zunehmend kritischen Lage für die NGO wider. Hinzu kommt die ständige Verschärfung der die NGO betreffenden Gesetzeslage und damit verbundener, ständiger Druck von Seiten der Behörden. Während die Gesetze über „non-profit-Organisationen als ausländische Agenten“ und „unerwünschte ausländische Organisationen“ die Finanzierung aus dem Ausland quasi unmöglich machen, werden von staatlicher Seite nur noch Organisationen mit eindeutig regierungstreuer Ausrichtung gefördert. Ergebnis ist eine Verflachung des gesellschaftlichen Diskurses, sowie die Stigmatisierung und Marginalisierung der von dieser Linie abweichender NGO und Initiativen. Diese sehen sich zunehmend mit überbordenden Berichtspflichten, langwierigen Ermittlungsverfahren, Prozessen und einschüchternden Strafen bis hin zur Schließung und Verbot der Organisation konfrontiert.
In Belarus gestaltet sich die Lage zwar durchaus anders - politisches System, Gesellschaftsstruktur und wirtschaftliche Grundvoraussetzungen sind anders ausegprägt als in Russland, aber auch hier stehen zivilgesellschaftlich Engagierte unter erheblichem Druck und müssen je nach Brisanz des Themengebiets mit drastischen Sanktionen rechnen. Auf staatliche Förderung können sie im seltensten Fall hoffen. Gleichzeitig findet zwischen den beiden Ländern - Belarus und Russland - auf vielen Ebenen bereits ein Austausch statt. Umso wichtiger ist es deshalb, AkteurInnen beider Länder in einen Austausch zu bringen, da beide Seiten von den Erfahrungen der anderen profitieren können.
Um lokalen NGO vor diesem Hintergrund zu ermöglichen, die eigene Finanzierung sicherzustellen und effektiv zu gestalten, bieten das CRNO und der DRA ein vom Auswärtigen Amt gefördertes Weiterbildungsprogramm an, das auf mehreren Ebenen ansetzt.
Ein Fokus liegt darauf, die Organisationen im Hinblick auf die verschiedenen Möglichkeiten des Fundraisings zu schulen. Ein zentrales Fundraising-Mittel, das in Russland immer öfter genutzt wird, ist das Crowdfunding. Für eine effiziente Nutzung dieses Tools ist jedoch die intensive Auseinandersetzung mit den Mechanismen sozialer Netzwerke, digitaler Reichweite und eine entsprechende Priorisierung der eigenen Onlinepräsenz ausschlaggebend. Wir vermitteln in unseren Veranstaltungen die grundlegenden Skillsets einer erfolgreichen Onlinekampagne und können dabei auf die weitreichende Expertise und lokale Besonderheiten betreffende Erfahrung des CRNO zurückgreifen.
In Kombination mit der grundsätzlichen Schulung in Fragen der Buchhaltung und Finanzplanung erlernen die NGO und Bürgerinitiativen wirkungsvolle Strategien um nachhaltig und zielführend die eigene Finanzierung in die Hand nehmen zu können und letztendlich unabhängiger einen positiven Einfluss auf die Entwicklung einer demokratischeren Gesellschaft ausüben zu können.
Durch die in einem Teil des Projekts vorgenommene Ausbildung von MultiplikatorInnen soll darüber hinaus ein nachhaltiger Effekt in den Regionen Russlands erzielt werden, sowie erstmals auch in Belarus gearbeitet werden. Die Teilnehmerinnen des Programms kommen dabei aus Regionen von Irkutsk über Karelien in Russland bis letztendlich Gomel in Belarus.
Das Zentrum zur Entwicklung von NGO (Центр развития некоммерческих организаций - CRNO) in Sankt Petersburg ist landesweit bestens vernetzt und hat bereits an über 50 Projekten mit russischen und internationalen Partnern sowie Behörden mitgewirkt. Es widmet sich vor allem sozialen Themen und fördert die Entwicklung lokaler Communities, des NGO-Sektors und sozialer Unternehmen. Dementsprechend kann das CRNO auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen und ist mit den aktuellen Entwicklungen der Gesetzeslage, öffentlichen Wahrnehmung und den Arbeitsbedingungen von NGO und Bürgerinitiativen vor Ort bestens vertraut. Die Durchführung von Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für NGO und die Projektplanung gehört dabei zu den Kernkompetenzen des CRNO.
Im MultiplikatorInnenteil des Projekts arbeiten wir eng mit unserer Partnerorganisation Soziale Projekte aus Gomel (Социальные Проекты), Belarus, zusammen. Ihre jahrelange Erfahrung im NGO-Networking in der Region, sowie der Arbeit mit Freiwilligen bildet eine Grundlage für die Vermittlung moderner Fundraisingmethoden in Belarus. Gleichzeitig fordert die Beteiligung belarussischer TeilnehmerInnen die übrigen Projektpartner dazu heraus, etablierte Konzepte zu überdenken, möglicherweise zu adaptieren und bietet so die Gelgenheit, Inhalte praxisnah auf die Probe zu stellen.
Im Rahmen des Projekts bieten wir konsekutive Onlinekurse zu verschieden Themen des Fundraisings an. Die Kurse stehen allen Interessierten offen und sind kostenlos zugänglich. Neben Massive Open Online Courses setzen wir auch Webinare um (interaktive live-Seminare, die online durchgeführt werden), oder bieten für spezielle Themen Workshops vor Ort in Sankt Petersburg an, die sich zum Beispiel mit dem Thema soziales Unternehmertum auseinandersetzen.
Des Weiteren organisieren wir im Rahmen der MultiplikatorInnenausbildung Bildungsreisen, so zum Beispiel zu einer Fundraisingkonferenz in Sankt Petersburg, nach Berlin, um sich über die Themen Fundraising, Startups und soziales Unternehmertum zu informieren und nach Gomel, um dort an einem Training teilzunehmen.
Ansprechpartner für das Projekt im DRA ist:
Jasper Kruse